Geburtshilfe Frauenheilkd 2020; 80(10): e148
DOI: 10.1055/s-0040-1718004
Poster
Mittwoch, 7.10.2020
Pränatal- und Geburtsmedizin IV

Geburtseinleitung – ein möglicher Prädiktor zur Vorhersage einer postpartalen Hämorrhagie? Ergebnisse einer retrospektiven Fall-Kontroll-Studie

K Béchet
1   Charité – Universitätsmedizin Berlin, Campus Virchow-Klinikum, Abteilung für Gynäkologie und Geburtsmedizin, Berlin, Deutschland
,
M David
1   Charité – Universitätsmedizin Berlin, Campus Virchow-Klinikum, Abteilung für Gynäkologie und Geburtsmedizin, Berlin, Deutschland
,
M Abou-Dakn
2   St. Joseph-Krankenhaus Berlin-Tempelhof, Klinik für Gynäkologie und Geburtshilfe, Berlin, Deutschland
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Zielsetzung Die Rate an Geburtseinleitungen ist in den letzten Jahrzehnten deutlich angestiegen. Unklar ist, ob Geburtseinleitungen das Auftreten einer postpartalen Hämorrhagie (PPH) begünstigen. Ziel dieser Studie war es, in einem Berliner Geburtskollektiv den Einfluss der Geburtseinleitung auf das Auftreten einer PPH zu untersuchen sowie weitere Risikofaktoren für die PPH zu identifizieren.

Methoden Für die retrospektive Fall-Kontroll-Studie sollten gemäß Fallzahlschätzung mindestens 400 Frauen mit PPH und 800 Frauen ohne PPH berücksichtigt werden. Die PPH wurde nach der aktuellen DGGG-S2k-Leitlinie wie folgt definiert: Blutverlust nach vaginaler Geburt ≥ 500 ml bzw. ≥ 1000 ml nach Sectio caesarea. In einem explorativen Design wurden eine multivariable logistische und eine lineare Regressionsanalyse durchgeführt.

Ergebnisse 1220 retrospektiv ausgewertete Geburten fanden zwischen dem 29.01.2017 und dem 31.12.2017 im St. Joseph-Krankenhaus Berlin statt. Der Blutverlust war bei eingeleiteten Geburten höher als bei nicht-eingeleiteten Geburten (p = 0,007). Auch die multivariable Analyse zeigte eine Assoziation zwischen der Geburtseinleitung und Auftreten von PPH. Weitere unabhängige Risikofaktoren waren: Zustand nach PPH, protrahierte Austreibungsperiode/Geburtsstillstand in der Austreibungsperiode, Fieber unter der Geburt > 38°C, Plazentastörung, Dammriss oder -schnitt und fetale Makrosomie. Bei Vorliegen gleicher Risikofaktoren, konnte in einem linearen Modell festgestellt werden, dass die Geburtseinleitung den geschätzten Blutverlust um 74 ml im Vergleich zu einer nicht-eingeleiteten Geburt erhöht.

Zusammenfassung Einige aus der Literatur bekannte Risikofaktoren für eine PPH konnten auch in unserem Kollektiv identifiziert werden. Es zeigte sich die Tendenz eines negativen Einflusses der Geburtseinleitung auf die PPH; der statistisch geschätzte Blutverlust durch die Geburtseinleitung ist allerdings nur gering erhöht.



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Article published online:
07 October 2020

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