Geburtshilfe Frauenheilkd 2020; 80(10): e143
DOI: 10.1055/s-0040-1717989
Poster
Mittwoch, 7.10.2020
Pränatal- und Geburtsmedizin IV

Semiautomatische Rekonstruktion des fetalen Gehirns – Ist die Funktionalität auch bei veränderter ZNS-Anatomie gegeben?

A Welp
1   Universitätsklinikum Schleswig-Holstein, Klinik für Frauenheilkunde und Geburtshilfe, Lübeck, Deutschland
,
M Gembicki
1   Universitätsklinikum Schleswig-Holstein, Klinik für Frauenheilkunde und Geburtshilfe, Lübeck, Deutschland
,
A Rody
1   Universitätsklinikum Schleswig-Holstein, Klinik für Frauenheilkunde und Geburtshilfe, Lübeck, Deutschland
,
J Weichert
1   Universitätsklinikum Schleswig-Holstein, Klinik für Frauenheilkunde und Geburtshilfe, Lübeck, Deutschland
› Author Affiliations
 

Zielsetzung Evaluation der Validität des Post-Prozessingtool 5DCNS+TM bei fetaler ZNS-Anomalie im 2. und 3. Trimenon

Material und Methoden In dieser retrospektiven Analyse wurde anhand von 79 Feten mit strukturell auffälligem ZNS aus einem Kollektiv von > 1.200 3D-Volumina (akquiriert i.R. der Feindiagnostik an einem singulären tertiären Zentrum) die Funktionalität der semiautomatischen Rekonstruktion hinsichtlich der Darstellbarkeit sonographischer Landmarks, Präzision der diagnostischen Ebenen, erforderlicher Nachjustierung und Dropout-Rate untersucht. Alle Volumina wurden in transversaler Akquisitionsebene aufgenommen und mittels der 5DCNS+ Softwarelösung in axialen, koronaren und (para-)sagittalen Schnittebenen ausgewertet.

Ergebnisse Zu den detektierten ZNS-Anomalien zählten okklusive Läsionen 22/79 (Ventrikulomegalie, Hydrozephalie), 19/79 Neuralrohrdefekte, 9/79 Mittelliniendefekte (Holoprosenzephalie, Corpus-Callosum-Agenesie), und 9/79 Fehlbildungen der hinteren Schädelgrube (Rhombenzephalosynapsis, Dandy-Walker-Malformation, Megacisterna magna), ebenso wie Gefäßmalformationen. Auch bei ausgeprägter Asymmetrie des ZNS war die Funktionalität klar gegeben und die diagnostischen Ebenen konnten korrekt rekonstruiert werden. Bei fehlendem Mittellinienecho war die semiautomatische Rekonstruktion mittels 5DCNS+ nur eingeschränkt oder gar nicht möglich. Die Analyse mit gematchten Kontrollgruppen unauffälliger Feten ergab einen signifikanten Unterschied bezüglich der benötigten Versuchsanzahl (1,7 vs. 1,02; P <  0,01) und manuell nachjustierter Ebenen (3,1 vs. 1,06; P <  0,001), jedoch nicht hinsichtlich der Dropout-Rate (0,1 vs. 0,03; P = 0,677).

Zusammenfassung Trotz einer erhöhten Notwendigkeit an manueller Nachjustierung und Versuchsanzahl waren bei allen auffälligen Feten die sonographischen Kriterien der jeweiligen Fehlbildung klar erkennbar. Der diagnostische Mehrwert einer kompletten Neurosonographie bei veränderter ZNS-Anatomie konnte herausgearbeitet werden. Perspektivisch besitzt dieser semiautomatische Software-Ansatz das Potential zu einer Verbesserung der Detektion von ZNS-Auffälligkeiten und der diagnostischen Sicherheit im Rahmen der Neurosonographie beizutragen.



Publication History

Article published online:
07 October 2020

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