Geburtshilfe Frauenheilkd 2020; 80(10): e143
DOI: 10.1055/s-0040-1717988
Poster
Mittwoch, 7.10.2020
Pränatal- und Geburtsmedizin IV

HIV-Positiv und Stillen? 4-Jahresdaten aus dem Schwerpunktzentrum LMU München (2016-2019)

F Weiss
1   LMU Klinikum der Universität München, Klinik und Poliklinik für Frauenheilkunde und Geburtshilfe, München, Deutschland
,
U von Both
2   LMU Klinikum der Universität München, Pädiatrische Infektiologie, Kinderklinik und Kinderpoliklinik im Dr. von Haunerschen Kinderspital, München, Deutschland
3   Deutsches Zentrum für Infektionsforschung (DZIF), Standort München, München, Deutschland
,
A Rack-Hoch
2   LMU Klinikum der Universität München, Pädiatrische Infektiologie, Kinderklinik und Kinderpoliklinik im Dr. von Haunerschen Kinderspital, München, Deutschland
,
F Sollinger
2   LMU Klinikum der Universität München, Pädiatrische Infektiologie, Kinderklinik und Kinderpoliklinik im Dr. von Haunerschen Kinderspital, München, Deutschland
,
J Eberle
4   LMU Max von Pettenkofer-Institut für Hygiene und Medizinische Mikrobiologie, München, Deutschland
,
M Delius
1   LMU Klinikum der Universität München, Klinik und Poliklinik für Frauenheilkunde und Geburtshilfe, München, Deutschland
,
J Jückstock
1   LMU Klinikum der Universität München, Klinik und Poliklinik für Frauenheilkunde und Geburtshilfe, München, Deutschland
,
S Mahner
1   LMU Klinikum der Universität München, Klinik und Poliklinik für Frauenheilkunde und Geburtshilfe, München, Deutschland
,
R Kästner
5   Krankenhaus Meran, Geburtshilfe und Pränatale Diagnostik, Meran, Italien
,
I Alba
1   LMU Klinikum der Universität München, Klinik und Poliklinik für Frauenheilkunde und Geburtshilfe, München, Deutschland
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Zielsetzung Aktuell wird HIV-positiven (HIV+) Müttern in Deutschland der Stillverzicht angeraten. Seit 12/2018 wird vom Schweizer Expertengremium im „optimal scenario“ bei nicht nachweisbarer Viruslast eine partizipative Entscheidungsfindung empfohlen. Viele HIV+ Frauen wünschen zu stillen, aus teils sehr unterschiedlichen Gründen. Ziel war die Auswertung des Kollektivs von HIV+ Müttern am Schwerpunktzentrum München bezüglich des Transmissionsrisikos durch Stillen.

Methoden Ausgewertet wurden 159 Schwangerschaften/Geburten im Zeitraum 2016-2019 an der LMU München, darunter 22 HIV+ Mutter-Kind-Paare, die sich, nach ausführlicher Aufklärung über Vor-/Nachteile, für das Stillen entschieden. HIV+ stillende Mütter unter fortgeführter antiviraler Therapie (cART) wurden – soweit nicht anderweitig langfristig angebunden – monatlich klinisch beurteilt, sowie die Viruslast aus Serum und Muttermilch bestimmt. Bei nachweisbarer Viruslast erfolgte die dringliche Empfehlung zum Abstillen. Zeitgleich erfolgte eine monatliche HIV-PCR-Kontrolle bei den exponierten Kindern.

Bestimmt wurde der Anteil von HIV+ Frauen im „optimal scenario“ sowohl im Gesamt-/als auch im Stillkollektiv.

Ergebnisse Im Kollektiv erfolgte keine HIV-Transmission von Mutter auf Kind. Ein Großteil der Frauen im „optimal scenario“ entschieden sich für den empfohlenen Stillverzicht. Bei 20 von 22 stillenden Müttern lag die Viruslast während der gesamten Schwangerschaft unterhalb der Nachweisgrenze. In einem Fall erfolgte das sekundäre Abstillen aufgrund niedrig nachweisbarer Viruslast in der Muttermilch. Wir konnten keine Unterschiede bezüglich der verwendeten cART feststellen.

Zusammenfassung Im vorgestellten Kollektiv erscheint Stillen von HIV+ Müttern unter engmaschiger Kontrolle sicher bezüglich Transmission und Durchführbarkeit. Weitere Studien zur präferierten cART und deren langfristiger Auswirkungen, der via Muttermilch auf das Kind übertragenen Substanzen, sowie der Sicherheit von Stillen zur HIV-Transmission sind notwendig.



Publication History

Article published online:
07 October 2020

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