Geburtshilfe Frauenheilkd 2020; 80(10): e140
DOI: 10.1055/s-0040-1717978
Poster
Mittwoch, 7.10.2020
Pränatal- und Geburtsmedizin III

Veränderungen des Gerinnungssystems nach Sectio caesarea

S Tchaikovski
1   Klinik für Gynäkologie und Geburtsmedizin, Uniklinik RWTH Aachen, Aachen, Deutschland
,
A Wasserloos
1   Klinik für Gynäkologie und Geburtsmedizin, Uniklinik RWTH Aachen, Aachen, Deutschland
,
M.C Thomassen
2   CARIM, University of Maastricht, Maastricht, Niederlande
,
T Hackeng
2   CARIM, University of Maastricht, Maastricht, Niederlande
,
S.-D Costa
3   Unifrauenklinik Magdeburg, Magdeburg, Deutschland
,
E Stickeler
1   Klinik für Gynäkologie und Geburtsmedizin, Uniklinik RWTH Aachen, Aachen, Deutschland
› Author Affiliations
 

Hintergrund In der Schwangerschaft ist das Risiko venöser Thromboembolie 4-5-fach erhöht. Postpartal steigt das Risiko weiter an und wird vom Geburtsmodus und peripartalem Blutverlust beeinflusst. Die Pathogenese der erhöhten Thromboseneigung postpartal und, insbesondere nach vermehrtem Blutverlust, ist bis dato nicht geklärt.

Methoden Die Gerinnungsveränderungen wurden prospektiv bei 50 Schwangeren (30,7±4,4 Jahre) während und nach einer Sectio caesarea in der 38,5±0,7SSW untersucht. Protein S und TFPI wurden mittels ELISA und Prothrombin mit chromogenem Aktivitätsassay vor und zu vier Zeitpunkten nach der Sectio gemessen. APC-Resistenz sowie das endogene Thrombinpotential (ETP), das Maß für den Allgemeinzustand der Gerinnung, wurden via Calibrated Automated Thrombography evaluiert.

Ergebnisse Präoperativ lag der Protein S-Spiegel bei 63% (95%CI:60-67%), sank unmittelbar postoperativ um 15% (95%CI: -19- -11%) ab und normalisierte sich nach 5 Tagen auf 93% (95%CI:87-98%). Das TFPI-Niveau betrug präoperativ 47% (95%CI:41-53%) und veränderte sich nach Sectio caesarea kaum, mit einer Tendenz zur Normalisierung nach 5 Tagen auf 58% (95%CI:48-68%). Der Ausgangswert für Prothrombin lag bei 110% (95%CI:103%-117%), nahm 6 Stunden postoperativ bis 95% (95%CI:88-102%) ab und stieg am 5. postoperativen Tag bis 117% (95%CI:107-126%) an. Das ETP zeigte postoperativ nur eine leichte Senkung von 5%, dagegen stieg die APC-Resistenz um 40% an. Die postoperativen Veränderungen in Protein S, TFPI und Prothrombin korrelierten signifikant mit dem Blutverlust und Hb-Abfall nach Sectio.

Diskussion Das postpartale Thromboserisiko kann durch simultanen Mangel an physiologischen Gerinnungshemmern (Protein S, TFPI) und gleichzeitig erhöhte Spiegel von Gerinnungsfaktoren erklärt werden. Die prothrombotische Konstellation ist an ersten postoperativen Tagen besonders ausgeprägt und korreliert mit dem Blutverlust.



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Article published online:
07 October 2020

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