Geburtshilfe Frauenheilkd 2020; 80(10): e139
DOI: 10.1055/s-0040-1717974
Poster
Mittwoch, 7.10.2020
Pränatal- und Geburtsmedizin III

Adipositas in der Schwangerschaft – eine Beobachtungsstudie über geburtshilfliche Risiken und Komplikationen bei Frauen mit einem BMI >35kg/m2 am Städtischen Klinikum Brandenburg

J Sieweke
1   Medizinische Hochschule Brandenburg (MHB), Brandenburg an der Havel, Deutschland
,
J Olthoff
2   Städtisches Klinikum Brandenburg, Klinik für Frauenheilkunde und Geburtshilfe, Brandenburg an der Havel, Deutschland
,
P Ledwon
2   Städtisches Klinikum Brandenburg, Klinik für Frauenheilkunde und Geburtshilfe, Brandenburg an der Havel, Deutschland
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Vor dem Hintergrund der zunehmenden Adipositasprävalenz in unserer Gesellschaft nimmt auch deren Häufigkeit in der Schwangerschaft zu.

Zielsetzung Im Rahmen der vorliegenden Studie wurde der Frage nachgegangen, ob die maternale Adipositas mit erhöhten geburtshilflichen Risiken und Komplikationen am Städtischen Klinikum Brandenburg einhergeht.

Methoden Die Fall-Kontrollstudie umfasste einen Studienzeitraum von 3 Jahren, indem die Daten von n=402 Geburtsverläufen untersucht wurden. Aus der Studiengruppe (n=201) wiesen 66,7% (n=134) eine Adipositas Grad II und 32,8% (n=66) eine Adipositas Grad III auf.

Ergebnisse Die Schwangerschaftsrisiken des Gestationsdiabetes, der Hypertonie und der Präeklampsie traten signifikant häufiger (p< 0,01) in der Population der adipösen Frauen auf. Auch konnte deutlich dargestellt werden, dass Kinder adipöser Frauen signifikant häufiger (p< 0,01) eine Makrosomie aufwiesen und somit zum Zeitpunkt der Geburt über der 95. Gewichtsperzentile lagen. Zwar konnte in der Untergruppe aller Spontangeburten (n=279) kein signifikanter Unterschied hinsichtlich Art und Häufigkeit der Geburtsverletzungen zwischen der Studien- und Kontrollgruppe ermittelt werden, doch lässt sich dies durch eine zweifach höhere Sectiorate unter den adipösen Frauen erklären.

Zusammenfassung Der Komplex von Schwangerschaftsrisiken bei einer Adipositas bedarf einer interdisziplinären Betreuung im Schwangerschaftsverlauf und einer erfahrenen Geburtsplanung. Im Land Brandenburg liegt die Adipositasprävalenz unter den Frauen bei 25,9% und stellt damit die Höchste im bundesweiten Vergleich dar. Die Studie am Städtischen Klinikum Brandenburg zeigt mit ihren Ergebnissen einen Ausschnitt im Kontext der epidemiologischen Herausforderung. Im Zuge der Versorgungsforschung im Land Brandenburg braucht es zukünftig weitere prospektive Daten und vernetzte Interventionsansätze, die den Fokus auf eine Lebensstilumstellung legen, über die Zeit der Schwangerschaft hinaus.



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Article published online:
07 October 2020

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