Geburtshilfe Frauenheilkd 2020; 80(10): e136
DOI: 10.1055/s-0040-1717966
Poster
Mittwoch, 7.10.2020
Pränatal- und Geburtsmedizin III

Analyse der Sectio-Raten Bayerns, Hessens, Sachsens und Thüringens unter Nutzung der Robson-Klassifikation

E Scheiling
1   Klinik für Geburtsmedizin, Universitätsklinikum Jena, Jena, Deutschland
,
C Kertscher
2   Landesgeschäftsstelle für Qualitätssicherung Thüringen, Jena, Deutschland
,
A Kaiser
3   LÄK Sachsen, Projektgeschäftsstelle Qualitätssicherung, Dresden, Deutschland
,
E Schleußner
1   Klinik für Geburtsmedizin, Universitätsklinikum Jena, Jena, Deutschland
› Author Affiliations
 

Zielsetzung Die hohen Sectioraten in Deutschland sind Thema intensiver gesellschaftlicher Debatten. Um die Daten aus den Perinatalerhebungen der Länder zu analysieren ist das universelle Klassifikationssystem der Ten Group Classification (TGC)-System nach Robson (2001) geeignet. Ziel der vorgestellten Studie ist ein detaillierter Vergleich der differenten Sectioraten von vier deutschen Bundesländern.

Material und Methode Datensätze der Perinatalerhebungen des Jahres 2016 der Länder Bayern (B), Hessen (H), Sachsen (S) und Thüringen (T) wurden von den jeweiligen Landesgeschäftsstelle für Qualitätssicherung zur Verfügung gestellt und unter Nutzung der TGC ausgewertet. In die Auswertung wurden 11.8276 aus Bayern, 57.356 Geburten aus Hessen,36.663 aus Sachsen und 17.396 aus Thüringen einbezogen.

Ergebnisse Die Gesamt-Sectioraten lagen in Hessen (34,4%) und Bayern (32,8%) signifikant höher als in Thüringen (26,8%) und Sachsen (23,5%). Während die Sectioraten bei Beckenendlage R6 (B 93,8%; H 92,9; S 87,5%;T 91,9 %) und bei Mehrlingen R8 (B 73,9%; H 74,8%;S 72%; T 71,4%) nur relativ gering differierten, können die großen Unterschiede bei Erstgebärenden am Termin R1 (B 32.8%; H 34,4%; S 23,5%;T 26,8%) und bei Frauen mit vorangegangener Sectio (B 67,3%; H 72,4%; S 59,5%; T 58.5%) die erheblichen Länderunterschiede erklären. Bei frühgeborenen Einlingen in Schädellage (R10) werden in Thüringen 38,8%, in Sachsen 35,6%, in Hessen dagegen 43,6% und in Bayern 41,2% durch Re-Sectio entbunden.

Zusammenfassung Durch die Anwendung der TGC nach Robson können mögliche Einflussfaktoren für die erheblichen Differenzen der Sectioraten zwischen den mitteldeutschen und süddeutschen Bundesländern aufgedeckt werden, die auf eine unterschiedliche geburtshilfliche Praxis hinweisen.

Robson MS. Fet Mat Med Rev, 2001;12:23-39.



Publication History

Article published online:
07 October 2020

© 2020. Thieme. All rights reserved.
Rüdigerstraße 14, 70469 Stuttgart, Germany