Geburtshilfe Frauenheilkd 2020; 80(10): e135
DOI: 10.1055/s-0040-1717963
Poster
Mittwoch, 7.10.2020
Pränatal- und Geburtsmedizin III

Peripartales Screening auf maternale Depression in Nürnberg – Sinnvoll – Machbar? Das Nürnberger Modell

S Rauber
1   Klinik Hallerwiese-Cnopfsche Kinderklinik, Geburtshilfe und Pränatalmedizin, Nürnberg, Deutschland
,
S Simen
2   Universitätsklinik der PMU Nürnberg, Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie, Nürnberg, Deutschland
,
F Kainer
1   Klinik Hallerwiese-Cnopfsche Kinderklinik, Geburtshilfe und Pränatalmedizin, Nürnberg, Deutschland
› Author Affiliations
 

Zielsetzung Postpartale depressive Erkrankungen finden sich bei 10-20 % aller Entbundenen. Diese können unbehandelt chronifizieren und zu kindlichen Entwicklungsstörungen führen. Die häufig schon präpartal bestehende Erkrankung kann die Geburt negativ beeinflussen und umgekehrt durch ein negatives Geburtserleben verstärkt werden.

Materialien/Methode Ab März 2020 startet in Nürnberg das Screening auf peripartale Depression. Es nehmen alle geburtshilflichen Kliniken teil, sowie niedergelassenen Gynäkologen und Kinderärzte. In unserer Geburtshilfe werden seit 2009 zunehmend pro Jahr ca. 20-30 Geburten in enger Zusammenarbeit mit der Peripartalpsychiatrie durchgeführt. Wie sich eine als belastet erlebte Schwangerschaft und die Folgen kindlicher Traumatisierung auf das Erleben der Geburt und die postpartale Psychopathologie auswirken und welche Interventionen helfen können, soll an Beispielen aus der Praxis und ersten Ergebnissen des ab März 2020 in Nürnberg implementierten Screenings dargestellt werden.

Ergebnis Gerade psychisch belastete Patientinnen können durch Kommunikationsfallen beim Arztbesuch und unter der Geburt folgenreich dekompensieren. Dies bindet Personal und kann für alle Beteiligte belastend und traumatisierend sein. Ist die Belastung bekannt und sind alle Beteiligten informiert, können Schwangerschaft und auch Geburt zu einem positiven/”schützenden” Erlebnis für die Patientin und die Arbeit in der Geburtshilfe deutlich erleichtert werden.

Zusammenfassung Psychische Erkrankungen stellen einen Risikofaktor für Depressionen und Ängste in der Schwangerschaft, ein negatives Geburtserleben und postpartale Depressionen dar. Daher halten wir ein Screening in jeder Schwangerschaft für sinnvoll und notwendig. Eine gezielte traumasensible Geburtsvorbereitung, Begleitung in Kooperation mit der Psychiatrie ermöglicht dem Geburtshelfer in Klinik und Praxis Kommunikationsfallen zu vermeiden, Komplikationen zu reduzieren und so zeit- und personalschonend zu arbeiten



Publication History

Article published online:
07 October 2020

© 2020. Thieme. All rights reserved.
Rüdigerstraße 14, 70469 Stuttgart, Germany