Geburtshilfe Frauenheilkd 2020; 80(10): e127
DOI: 10.1055/s-0040-1717938
Poster
Mittwoch, 7.10.2020
Pränatal- und Geburtsmedizin II

Intrauterine Femurfraktur – mögliche Auswirkung eines maternalen Hyperparathyreoidismus auf die fetale Entwicklung

S Keckstein
1   LMU Klinik für Frauenheilkunde und Geburtshilfe, München, Deutschland
,
P Eisenmann
1   LMU Klinik für Frauenheilkunde und Geburtshilfe, München, Deutschland
,
S Mahner
1   LMU Klinik für Frauenheilkunde und Geburtshilfe, München, Deutschland
,
M Delius
1   LMU Klinik für Frauenheilkunde und Geburtshilfe, München, Deutschland
,
J Büchel
1   LMU Klinik für Frauenheilkunde und Geburtshilfe, München, Deutschland
› Author Affiliations
 

Einleitung Eine 32-jährige G6P1 klagte ab der Frühschwangerschaft über Abgeschlagenheit, Erbrechen und Gewichtsverlust von 14 kg, daher erfolgte bei Verdacht auf Hyperemesis gravidarum eine symptomatische Therapie. Bei Verschlechterung des Allgemeinzustands wurde eine akute biliäre Pankreatitis bei Cholezystolithiasis und eine Hyperkalzämie mit erhöhten Parathormonwerten festgestellt. Sonographisch ergab sich der Verdacht auf ein Nebenschilddrüsenademon, so dass die Patientin zur operativen Therapie in die Chirurgie der LMU verlegt wurde.

Methoden Vor der Operation stellte sich die Patientin mit 23+4 SSW zur Schwangerschaftskontrolle vor. Als Zufallsbefund zeigte sich beim Feten ein stark gebogener Femur, wahrscheinlich Zeichen einer Spontanfraktur. Die übrigen Knochenstrukturen zeigten sich sonographisch unauffällig mit unauffälliger Mineralisierung. Zur weiteren Abklärung erfolgte eine Amniocentese, welche einen unauffälligen Karyotyp mit 46 XX und ein unauffälliges Knochenpanel ergab.

Nach postoperativer Normalisierung des Kalziumstoffwechsels und deutlicher Allgemeinzustandsbesserung, erfolgten regelmäßige sonographische Verlaufskontrollen. Bei diesen zeigte der Fet ein zeitgerechtes Wachstum ohne weitere ossäre Veränderungen. Die bekannte Femurkrümmung blieb bis zum Ende der Schwangerschaft bestehen, wobei eine Tendenz zur Achsenkorrektur erkennbar war.

Ergebnis Aufgrund des pathologischen Befundes erfolgte eine interdisziplinäre Besprechung zum Geburtsmodus. Bei unauffälligem Wachstum und normaler Ossifikation stand einem vaginalen Geburtsversuch nichts im Wege. Aktuell befindet sich die Patientin in der 39. SSW. Das Kind wird postpartal von den pädiatrischen Endokrinologen kontrolliert werden.

Zusammenfassung/Diskussion Ein maternaler Hyperparathyeroidismus ist selten. Er kann durch die verstärkte plazentare Calciumzufuhr zu einer Unterdrückung der fetalen Nebenschilddrüsenentwicklung führen. Der dadurch entstehende Hypoparathyreoidismus bedingte in unserem Fall eine gestörte fetale Ossifikation und führte somit zur beobachteten Spontanfraktur des Femurs.



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Article published online:
07 October 2020

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