Geburtshilfe Frauenheilkd 2020; 80(10): e120
DOI: 10.1055/s-0040-1717916
Poster
Mittwoch, 7.10.2020
Pränatal- und Geburtsmedizin I

HIV als Risikofaktor für vaginale Infektionen während der Schwangerschaft

P Foessleitner
1   Medizinische Universität Wien, Universitätsklinik für Frauenheilkunde, Wien, Österreich
,
A Farr
1   Medizinische Universität Wien, Universitätsklinik für Frauenheilkunde, Wien, Österreich
,
I Boerger
1   Medizinische Universität Wien, Universitätsklinik für Frauenheilkunde, Wien, Österreich
,
H Kiss
1   Medizinische Universität Wien, Universitätsklinik für Frauenheilkunde, Wien, Österreich
,
A Rieger
2   Medizinische Universität Wien, Universitätsklinik für Dermatologie, Wien, Österreich
,
V Touzeau-Roemer
2   Medizinische Universität Wien, Universitätsklinik für Dermatologie, Wien, Österreich
,
L Petricevic
1   Medizinische Universität Wien, Universitätsklinik für Frauenheilkunde, Wien, Österreich
› Author Affiliations
 

Zielsetzung 70% aller HIV-positiven Frauen in Europa befinden sich im reproduktiven Alter. Durch moderne antiretrovirale Therapien sind Schwangerschaften trotz positivem HIV-Status meist unproblematisch. Vaginale Infektionen sind mit Schwangerschaftskomplikationen und Frühgeburtlichkeit assoziiert. Diese Arbeit untersucht den Effekt eines positiven HIV-Status als Risikofaktor für vaginale Infektionen (Bakterielle Vaginose, Soor, Trichomoniasis) im ersten Trimenon der Schwangerschaft.

Material & Methoden Es handelt sich hierbei um eine retrospektive monozentrische Datenanalyse aus dem Beobachtungszeitraum 2003-2014 der Universitätskliniken für Frauenheilkunde und Dermatologie in Wien. Alle zur Geburt angemeldeten Frauen erhielten einen Infektionsabstrich im ersten Trimenon. Der HIV-Status sowie die Viruslast wurden erhoben und entsprechend therapiert. HIV-positive Patientinnen wurden als Studiengruppe definiert, als Kontrollgruppe dienten HIV-negative Schwangere aus demselben Beobachtungszeitraum.

Ergebnisse Bei 130 der dokumentierten Schwangeren (1,6%) konnte ein positiver HIV-Status festgestellt werden. Der Anteil an bakterieller Vaginose, Soor bzw. Trichomoniasis im ersten Trimenon lag in der HIV-positiven Kohorte bei 17,7%, 20,0% und 0,8% vs. 8,9%, 12,4% und 0% in der Kontrollgruppe. Das Risiko für eine bakterielle Vaginose (p< 0,001) und Soor (p=0,009) war daher bei den HIV-positiven Schwangeren signifikant höher als in der Kontrollgruppe. Die Frühgeburtsrate lag in der HIV-positiven Kohorte bei 16,9% vs. 9,7% in der Kontrollgruppe (p=0,006).

Zusammenfassung Ein positiver HIV-Status ist mit einem signifikant höheren Risiko für vaginale Infektionen im ersten Trimenon der Schwangerschaft assoziiert. Zusätzlich konnte ein Zusammenhang zwischen positivem HIV-Status und Frühgeburtlichkeit gezeigt werden. Die Einführung eines routinemäßigen Infektionsscreening im ersten Trimenon der Schwangerschaft erscheint daher insbesondere bei dieser selektiven Kohorte essentiell zu sein.



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Article published online:
07 October 2020

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