Geburtshilfe Frauenheilkd 2020; 80(10): e117
DOI: 10.1055/s-0040-1717907
Poster
Mittwoch, 7.10.2020
Pränatal- und Geburtsmedizin I

Eine schwere neonatale Anämie als Folge einer präpartalen fetomaternalen Bluttransfusion

S Dargel
1   Universitätsklinikum Jena, Klinik für Geburtsmedizin, Jena, Deutschland
,
M Rose
1   Universitätsklinikum Jena, Klinik für Geburtsmedizin, Jena, Deutschland
,
E Schleußner
2   Uniklinikum Jena, Klinik und Poliklinik für Frauenheilkunde und Fortpflanzungsmedizin, Jena, Deutschland
,
T Groten
1   Universitätsklinikum Jena, Klinik für Geburtsmedizin, Jena, Deutschland
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Zielsetzung Eine geringfügige fetomaternale Transfusion erfolgt in allen Schwangerschaften und bleibt ohne klinische Relevanz. Der Anteil des HbF im Blut der Mutter liegt normalerweise im Bereich von < 0,5%. Selten kommt es ohne erkennbare Ursache zu einer relevanten fetomaternalen Transfusion, die für den Feten eine akute lebensgefährdende Bedrohung darstellt.

Methodik Wir stellen den Fall einer 45-jährigen GVI PII, die sich in der 35+1. Schwangerschaftswoche wegen subjektiv nachlassender Kindsbewegungen in unserer Klinik vorgestellte. Das Aufnahme-CTG zeigte ein sinusoidales Muster ohne Akzeleration mit eingeschränkter Variabilität. Dopplersonographisch zeigte sich erhöhte systolische Flussgeschwindigkeit von 107 cm/s (2,08 MoM) in der fetalen ACM. Bei Verdacht auf fetale Anämie wurde die sofortige Sectio durchgeführt.

Ergebnisse Das männliche Frühgeborene zeigte Apgar-Score von 3/5/6 und Nabelschnur-pH arteriell 7,17. Bei einem Hämoglobin-Wert von 2,0 mmol/l im Nabelschnurblut wurde eine Notfalltransfusion unmittelbar postnatal durchgeführt. Initial wurde die Intubation und eine Katecholamintherapie notwendig. Im Verlauf konnten die intensivmedizinischen Maßnahmen problemlos beendet werden. Es zeigte sich kein erneuter Hb-Abfall. Das Kind wurde nach drei Wochen aus der stationären Behandlung entlassen. Um den Verdacht einer fetomaternalen Transfusion kurzfristig zu bestätigen, erfolgte die Abschätzung des Anteils an fetalem HbF im maternalen Blut über die HbA1c-Bestimmung bei der Mutter mittels HPLC und ergab einen Wert von 5,3%. Das Ergebnis der Hämoglobin-Elektrophorese aus erreichte uns zwei Wochen später und ergab HbF-Anteil von 5,1%. Ein Kleihauer-Bethke Test wurde nicht durchgeführt.

Zusammenfassung Bei nachlassenden Kindsbewegungen, anämietypischem CTG-Muster sowie erhöhten Flussgeschwindigkeit in fetaler ACM muss auch in Abwesenheit von Zeichen eines Hydrops an die Diagnose einer fetomaternalen Transfusion gedacht werden.



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Article published online:
07 October 2020

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