Geburtshilfe Frauenheilkd 2020; 80(10): e85
DOI: 10.1055/s-0040-1717190
Vortrag
Freitag, 9.10.2020
Die drohende Frühgeburt: besondere Fälle aus der Praxis

Infektionsdiagnostik und -therapie bei drohender Frühgeburt mit vorzeitigem Blasensprung – Ergebnisse einer Online-Umfrage an deutschen Perinatalzentren

T Pech
1   Universitätsfrauenklinik und Poliklinik am Klinikum Südstadt Rostock, Rostock, Deutschland
,
B Gerber
1   Universitätsfrauenklinik und Poliklinik am Klinikum Südstadt Rostock, Rostock, Deutschland
,
J Stubert
1   Universitätsfrauenklinik und Poliklinik am Klinikum Südstadt Rostock, Rostock, Deutschland
› Institutsangaben
 

Zielsetzung Bei frühem vorzeitigem Blasensprung besteht die Indikation zu einer antibiotischen Therapie. Allerdings fehlt es an standardisierten Angaben hinsichtlich der Infektionsdiagnostik, der Wahl des antibiotischen Regimes und der Dauer der Therapie. Ziel der Studie war es, das praktische Vorgehen an deutschen Perinatalzentren zu untersuchen.

Methoden Durchführung einer bundesweiten Online-Umfrage an allen Perinatalzentren Level I/II zum Problem der Infektionsdiagnostik und -therapie bei drohender Frühgeburt.

Ergebnisse Die Rücklaufquote betrug 31,6 % (n = 67/212), davon waren 83,6 % Level-I-Zentren. Mit Ausnahme von 4 Zentren (6 %) erhalten Frauen mit frühem vorzeitigem Blasensprung unter 34 SSW eine Antibiotikatherapie. Überwiegend (45/62, 72,6 %) wird eine kalkulierte Monotherapie mit einem Penicillin/Cephalosporin mit erweitertem Wirkspektrum (Aminopenicillin, Piperacillin/Tazobactam oder Cephalosporin der 2. Generation) eingesetzt, Antibiotikakombinationen hingegen in nur 16,1 % (10/62). Bei 92,5 % der teilnehmenden Zentren erfolgt eine vaginale Erregerdiagnostik mit dem Ziel, die Therapie falls notwendig anzupassen. Uneinheitlich waren die Angaben zur Therapiedauer. Mehrheitlich (48/66, 72,7 %) wird eine maximale Dauer von 14 Tagen befürwortet, wobei sich signifikante regionale Unterschiede hinsichtlich der durchschnittlichen Therapiedauer fanden (p = 0,006). 50,8 % (31/61) würden bei positivem vaginalem Kontrollabstrich auch über 14 Tage hinaus antibiotisch therapieren. Im Falle einer längeren Therapiedauer würden über 90 % das Antibiotikaregime ändern.

Zusammenfassung Die große Mehrheit der teilnehmenden Perinatalzentren führt eine leitliniengerechte Antibiotikatherapie bei frühem vorzeitigem Blasensprung durch. Uneinheitlich sind die Angaben hinsichtlich der Dauer der Therapie. Positive vaginale Kontrollabstriche dürften, trotz unklarer wissenschaftlicher Evidenz, ein häufiger Grund für eine über zwei Wochen hinausgehende Antibiotikatherapie sein. Es besteht Bedarf, die optimale Therapiedauer in dieser Situation mittels prospektiver Studien zu untersuchen.



Publikationsverlauf

Artikel online veröffentlicht:
07. Oktober 2020

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