Standards für die Diagnostik und Therapie von Patientinnen mit Dysplasien oder Erkrankungen der Zervix, Vulva und Vagina an einer zertifizierten Dysplasie-Einheit

Einleitung Spezialisierte Dysplasie-Einheiten und Dysplasie-Sprechstunden sind verpflichtet, leitliniengerechte Diagnostik und Therapie anzubieten. Der organisatorische Ablauf der Sprechstunde, das Einbestellmanagement, die Diagnose und Therapiealgorithmen sind heterogen. Nach dem neuen G-BA-Beschlusses vom 22.11.2018 über das organisierte Programm zur Früherkennung des Zervixkarzinoms ist seit Januar 2020 mit einem deutlich höheren Patientenaufkommen zu rechnen. In Bayern gibt es vier zertifizeirte Dysplasie-Einheiten und 24 Dysplasiesprechstunden.

Zielsetzung Diese Arbeit gibt einen Überblick über die vorhandenen Strukturen, die interdisziplinäre Zusammenarbeit einer spezialisierten Dysplasie-Einheit eingebettet in ein zertifiziertes Gynäkologisches Krebszentrum und zeigt Verbesserungspotentiale für eine funktionierende Abklärung im Rahmen des neuen Screeningprogramms auf.

Methoden Retrospektive Datenbankabfrage prospektiv erhobener Daten in der 2014 erstzertifizierten Dysplasie-Einheit der Erlanger Frauenklinik vom 01.07.2014 bis 05.11.2019

Ergebnisse Es stellten sich 13026 Patientinnen vor, bei diesen erfolgten 19672 Untersuchungen. Es finden jährlich circa 4100 Kolposkopien der Zervix, Vagina, Vulva und Anus statt, davon 1600 alleinige Zervix-Kolposkopien. Insgesamt wurden 18331 kolposkopische bzw. vulvoskopische Eindrücke, 18654 zytologische Ergebnisse sowie 6507 Histologien ausgewertet. 1469 (11,28 %) Patientinnen stellten sich mit chronischen Vulvabeschwerden vor, 4646 Patientinnen (35,67 %) wurden mehrfach zu Nachkontrollen vorstellig.

Zusammenfassung Zertifizierte Dysplasie-Einheiten und -Sprechstunden sind der zentrale Baustein im Abklärungsalgorithmus von auffälligen Screeningbefunden, aber auch Anlaufstelle für eine Vielzahl von akuten oder chronischen Beschwerden im Genitalbereich. Durch die gesetzlich verankerten neuen Abklärungsalgorithmen ist mit einem erhöhten Patientenaufkommen zu rechnen. Dies ist in den aktuell zertifizierten Strukturen nicht zu bewältigen. Die Sprechstundenkapazitäten müssen quantitativ ausgeweitet werden und die Einzelsprechstunden müssen sich strukturell auf die neuen Gegebenheiten vorbereiten.

Publication History

Article published online:
07 October 2020