Geburtshilfe Frauenheilkd 2020; 80(10): e77
DOI: 10.1055/s-0040-1717170
Vortrag
Mittwoch, 7.10.2020
Integrative Medizin in der Schwangerschaft, unter der Geburt und im Wochenbett: aus der Praxis, für die Praxis

Restless legs in der Schwangerschaft – Pramipexol als therapeutische Option?

W Paulus
1   Universitätsfrauenklinik Ulm, Beratungsstelle für Reproduktionstoxikologie, Ulm, Deutschland
,
U Friebe-Hoffmann
2   Universitätsfrauenklinik Ulm, Ulm, Deutschland
,
W Janni
2   Universitätsfrauenklinik Ulm, Ulm, Deutschland
› Author Affiliations
 

Zielsetzung Bis zu 20 % aller Schwangeren leiden unter einem Restless-Legs-Syndrom (RLS). Außerhalb der Schwangerschaft gelten Dopaminagonisten wie Pramipexol als Therapeutika erster Wahl zur Behandlung des RLS. Bislang wurden Berichte über insgesamt elf Schwangerschaften unter mütterlicher Anwendung von Pramipexol veröffentlicht. Angesichts der geringen Erfahrungen wird von einem Einsatz in der Schwangerschaft abgeraten.

Material/Methoden Im Rahmen einer prospektiven Follow-up-Studie wurden von unserem Pharmakovigilanz- und Beratungszentrum zwischen 2007 und 2019 14 Schwangerschaften dokumentiert, die unter mütterlicher Therapie mit Pramipexol eingetreten waren. Nach Feststellung der ungeplanten Schwangerschaften wurde unser Zentrum von den betreuenden Fachärzten im Hinblick auf ein mögliches teratogenes Risiko kontaktiert. Drei Monate nach dem errechneten Entbindungstermin erhielten die Anfragenden einen strukturierten Erhebungsbogen zur Dokumentation von Schwangerschaftsverlauf und -ausgang.

Resultate 14 Frauen im Alter zwischen 20 und 43 Jahren (Median 35 Jahre) befanden sich bei Konzeption unter Therapie mit Pramipexol (Tagesdosis: 0,18 bis 1,5 mg) wegen eines RLS. Zwei Patientinnen entschieden sich aufgrund der insuffizienten Datenlage zum Schwangerschaftsabbruch, eine Schwangerschaft endete mit einem Spontanabort. Elf Schwangerschaften wurden ausgetragen, wobei die Behandlung mit Pramipexol nur in fünf Fällen über das erste Trimenon fortgesetzt wurde. Das Geburtsgewicht der Kinder (Mädchen: n = 1, Jungen: n = 10) lag zwischen 1.480 g und 3.950 g (Median: 2.990 g) bei einem Geburtstermin zwischen SSW 31/6 und SSW 40/3 (Median: SSW 37/2). Lediglich ein Neugeborenes wies eine Auffälligkeit (Hydronephrose) auf.

Zusammenfassung Unsere prospektive Follow-up-Studie ließ kein teratogenes Potenzial des Dopaminagonisten Pramipexol erkennen. Allerdings sollte angesichts der begrenzten Erfahrungen nach wie vor auf einen gezielten Einsatz in der Schwangerschaft verzichtet werden



Publication History

Article published online:
07 October 2020

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