Geburtshilfe Frauenheilkd 2020; 80(07)
DOI: 10.1055/s-0040-1714004
Geburtshilfe und Pränataldiagostik

Auswirkung einer verkürzten Antibiotikatherapie bei vorzeitigem Blasensprung vor der 34. Schwangerschaftswoche auf Schwangerschaftsverlängerung und Schwangerschaftsdauer

J Fritz
Universitätsfrauenklinik Ulm
,
D Stuck
Universitätsfrauenklinik Ulm
,
T Braun
Universitätsfrauenklinik Ulm
,
A deGregorio
Universitätsfrauenklinik Ulm
,
W Janni
Universitätsfrauenklinik Ulm
,
F Reister
Universitätsfrauenklinik Ulm
,
N deGregorio
Universitätsfrauenklinik Ulm
› Author Affiliations
 

Ziel: Die aktuelle deutsche S2k-Leitlinie zur Prävention und Therapie der Frühgeburt gibt keine klaren Empfehlungen zur Dauer der prophylaktischen Antibiotikatherapie im Falle eines frühen vorzeitigen Blasensprungs. In dieser Arbeit wird die Auswirkung einer auf 14 Tage beschränkten Antibiotikatherapie im Vergleich zur antibiotischen Dauertherapie bis zur Entbindung auf das kindliche Outcome, Schwangerschaftsdauer und Schwangerschaftsverlängerung untersucht.

Material und Methoden: Die medizinischen Daten aller Patientinnen mit vorzeitigem Blasensprung, die im Zeitraum 2013 – 2016 in der Universitätsfrauenklinik Ulm behandelt wurden, wurden retrospektiv erhoben und ausgewertet. 2013 und 2014 erhielten diese Patientinnen eine antibiotische Therapie mit Ampicillin/Sulbactam dauerhaft bis zur Entbindung, ab 2015 wurde die Gabe von Ampicillin/Sulbactam auf maximal 14 Tage beschränkt. Eine Einmalgabe Azithromycin wurde zusätzlich bei allen Patientinnen durchgeführt. Bei Medikamentenallergien oder auffälligen Vaginalabstrichen wurde vom Therapieschema abgewichen.

Ergebnisse: Bezüglich des durchschnittlichen Gestationsalters bei Entbindung zeigte sich zwischen den beiden Vergleichsgruppen ein signifikanter Unterschied zugunsten der verkürzten Antibiotikatherapie (30,3 vs. 31,48 SSW). Hinsichtlich der Latenzzeit von Blasensprung bis Entbindung und der neonatalen Mortalität unterschieden sich die beiden Vergleichsgruppen statistisch jedoch nicht signifikant voneinander (14,26 vs. 11,9 d). In der Fallgruppe mit verkürztem Antibiotikaregime traten allerdings signifikant weniger Fälle mit Atemnotsyndrom (29,9% vs. 45,7%) oder intraventrikulärer Blutung (2,1% vs. 9,6%) auf als in der Vergleichsgruppe, sodass sich von einer reduzierten neonatalen Morbidität unter verkürzter Antibiotikatherapie sprechen lässt.

Zusammenfassung: Wie unsere Arbeit zeigen konnte, ist die verkürzte Antibiotikatherapie (14 Tage) bei frühem vorzeitigem Blasensprung einer Antibiotikadauertherapie bis zur Entbindung bezogen auf Schwangerschaftsverlängerung und kindliches Outcome nicht unterlegen.



Publication History

Article published online:
14 July 2020

Georg Thieme Verlag KG
Stuttgart · New York