Geburtshilfe Frauenheilkd 2020; 80(07)
DOI: 10.1055/s-0040-1714000
Geburtshilfe und Pränataldiagostik

Frühes akutes HELLP-Syndrom unter anthrazyklinhaltiger adjuvanter Chemotherapie bei Mammakarzinom

T Lindemann
Frauenklinik Passau
,
A Kratschmar
Frauenklinik Passau
,
N Rupp
Frauenklinik Passau
,
M Gal
Frauenklinik Passau
,
T Krauß
Frauenklinik Passau
,
V Beck
Frauenklinik Passau
› Author Affiliations
 

Hintergrund: Differentialdiagnose und Therapie beim frühen akuten HELLP-Syndrom sind eine klinische Herausforderung. Spezialsituationen können dies weiter komplizieren.

Fall: Eine 28-jährige G1P0 wurde uns in der 23 + 1 SSW mit Oberbauchschmerz und drohendem Leberversagen (Transaminasen ~ 1.200, Thromb 87.000, LDH 1200, Haptoglobin < 0,6, Bili gesamt 1.2, Harnsäure 5,9, Crea vorbekannt erhöht 1.02, Hb 8,3, Leuc 9.000) zuverlegt. Urin und RR waren normwertig. Die Patientin hatte adjuvant zuletzt 3d zuvor den 3. Zyklus EC bei Mammakarzinom (ED 12. SSW) erhalten. Das fetale Schätzgewicht lag auf P6 mit CPR 0,8. DV, Uterinawiderstand und CTG waren unauffällig. Unter Urbason iv und RDS-Prophylaxe kam es zur raschen klinischen Besserung der mütterlichen Befunde und Normalisierung der Leberwerte. Daher erfolgte keine Verlegung in ein Transplantationszentrum. Als Differentialdiagnosen wurden bei Aufnahme insbes. Lebermetastasen und Virusinfektionen unter Immunsuppression ausgeschlossen. Auch für einen Autoimmunprozess (ND Colitis ulcerosa, Asthma, bek. Nierenfunktionseinschränkung, Hypothyreose) oder eine sonstige internist. Genese ergab sich kein Anhalt. Bei einem sFLT/PlGF-Quotient von 173 wurde die Diagnose HELLP gestellt. Die Sektioindikation erfolgte mit 26 + 0 SSW bei ARED, suspekten CTGs sowie der maternalen weiteren Therapienotwendigkeit nach einer erneuten Gabe Celestan sowie Magnesium zur Neuroprotektion: Junge, 520 g (<P1), APGAR 8/9/9, pH 7,39 BE − 3,4. Die Plazentahistologie zeigte Infarkte i. S. einer maternalen Malperfusion. Die Chemotherapie wurde mit Paclitaxel fortgesetzt. Mutter und Kind konnten bei Wohlbefinden entlassen werden.

Zusammenfassung: Bei unklarer klinischer Situation und V. a. akutes HELLP kann die frühzeitige Bestimmung des sFLT/PlGF-Quotienten sowie die Prolongation unter Cortisontherapie und engmaschiger Überwachung für Mutter und Kind hilfreich sein.



Publication History

Article published online:
14 July 2020

Georg Thieme Verlag KG
Stuttgart · New York