Geburtshilfe Frauenheilkd 2020; 80(07)
DOI: 10.1055/s-0040-1713998
Geburtshilfe und Pränataldiagostik

Adipositas Grad III und Schwangerschaft – eine retrospektive Single Center Risikoanalyse

B Holmer
1   Klinik für Frauenheilkunde und Geburtshilfe, Klinikum Wilhelmshaven, Lehrkrankenhaus der Georg August Universität Göttingen
,
H Filipova
1   Klinik für Frauenheilkunde und Geburtshilfe, Klinikum Wilhelmshaven, Lehrkrankenhaus der Georg August Universität Göttingen
,
V Vitkov
1   Klinik für Frauenheilkunde und Geburtshilfe, Klinikum Wilhelmshaven, Lehrkrankenhaus der Georg August Universität Göttingen
,
A Gabsi
1   Klinik für Frauenheilkunde und Geburtshilfe, Klinikum Wilhelmshaven, Lehrkrankenhaus der Georg August Universität Göttingen
,
M El-Sendiony
1   Klinik für Frauenheilkunde und Geburtshilfe, Klinikum Wilhelmshaven, Lehrkrankenhaus der Georg August Universität Göttingen
,
M Schmitt
2   Medizinischen Klinik II – Innere Medizin, Gastroenterologie, Hepatologie, Stoffwechselerkrankungen und Infektionen, Klinikum Wilhelmshaven, Lehrkrankenhaus Georg August Universität Göttingen
,
S Grüßner
1   Klinik für Frauenheilkunde und Geburtshilfe, Klinikum Wilhelmshaven, Lehrkrankenhaus der Georg August Universität Göttingen
› Author Affiliations
 

Einleitung: Mehr als jede 3. Schwangere tritt bereits mit Übergewicht in eine Schwangerschaft ein. Dies geht mit maternalen Schwangerschafts- und Geburtsrisiken (z. B. GDM, Fehlgeburtsrate) und Akutrisiken für das Kind einher.

Material und Methoden: Das Geburtenkollektiv unseres Perinatalzentrums Level 2 wurde diesbezüglich über einen Zeitraum von 3 Jahren (2017 – 2019) retrospektiv analysiert.

Ergebnisse: Seit 2017 wurden 2561 Geburten registriert. Bei 112 dieser Lebendgeburten lag eine Adipositas Grad III (BMI > 40) der Mutter vor. Die Frühabortrate betrug in diesem Kollektiv 22,3% mit bis zu 5 Aborten. Bei jeder 4. Patientin mit Adipositas Grad III betrug die Gewichtszunahme zusätzlich während der Gravidität > 12 Kg. Jede 9. (11%) dieser Schwangeren entwickelte einen GDM m/o. Insulingabe. In 72 Fällen (64,3%) waren zwischen 2 – 11 Geburten vorausgegangen. Bei jeder 5. (20,5%) lag eine Frühgeburt (< 37 + 0 SSW) vor, bei jeder 8. (12,5%) Geburt lag eine Übertragung (> 41 + 0 SSW) vor. In 58% wurde per Sectio entbunden, davon handelte es sich in 40% um Re-Sectiones. Ein pos. Streptokokkenabstrich lag in 7,1% der Fälle gegenüber dem Gesamtkollektiv (5,9%) vor. Jedes 4. Kind (26%) war dystroph (< 3., < 10. oder < 10 – 25. Perzentile), ca. jedes 5. Kind (19%) war makrosom (> 90. Perzentile). Zu einer Schulterdystokie kam es im untersuchten Kollektiv in keinem der Fälle.

Schlussfolgerung: Die Adipositas Grad III war bei Mehrgebärenden häufiger, mit einer höheren Frühabort- und Frühgeborenen- sowie Re-Kaiserschnittrate verbunden. Die fetale Dystrophie trat häufiger auf, als die fetale Makrosomie. Die Adipositas Grad III ist unserem Kollektiv mit deutlichen maternalen Schwangerschaftsrisiken und perinatalen Risiken belastet.



Publication History

Article published online:
14 July 2020

Georg Thieme Verlag KG
Stuttgart · New York