Geburtshilfe Frauenheilkd 2020; 80(07)
DOI: 10.1055/s-0040-1713981
Gynäkologische Onkologie

Bedeutung der pelvinen Lymphonodektomie beim Plattenepithelkarzinom der Vulva (VSCC) – Subgruppenanalyse der AGO-CaRE-1 Studie

J Jueckstock
1   Klinik und Poliklinik für Frauenheilkunde und Geburtshilfe, Klinikum der Universität München, LMU München
,
S Fuerst
1   Klinik und Poliklinik für Frauenheilkunde und Geburtshilfe, Klinikum der Universität München, LMU München
,
M Bommert
2   Klinik für Gynäkologie & Gynäkologische Onkologie, Evang. Kliniken Essen-Mitte, Essen
,
P Harter
2   Klinik für Gynäkologie & Gynäkologische Onkologie, Evang. Kliniken Essen-Mitte, Essen
,
K Prieske
3   Klinik und Poliklinik für Gynäkologie, Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf, Hamburg
,
C Eulenburg
4   Institut für Medizinische Biometrie und Epidemiologie, Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf, Hamburg
,
F Hilpert
5   Onkologisches Kompetenzzentrum, Krankenhaus Jerusalem, Hamburg
,
N deGregorio
6   Klinik für Frauenheilkunde und Geburtshilfe, Universitätsklinikum Ulm
,
S Iborra
7   Klinik für Gynäkologie und Geburtsmedizin, Uniklinik RWTH Aachen
,
J Sehouli
8   Klinik für Gynäkologie, Charité Universitätsmedizin Berlin, Campus Virchow-Klinikum, Berlin
,
A Ignatov
9   Universitätsklinik für Frauenheilkunde, Geburtshilfe und Reproduktionsmedizin, Magdeburg
,
P Hillemanns
10   Klinik für Frauenheilkunde und Geburtshilfe, Medizinische Hochschule Hannover
,
A Jaeger
3   Klinik und Poliklinik für Gynäkologie, Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf, Hamburg
,
H-G Strauss
11   Universitätsklinik und Poliklinik für Gynäkologie, Halle
,
K Baumann
12   Frauenklinik am Klinikum Ludwigshafen
,
F Thiel
13   Frauenklinik mit Gynäkologie und Geburtshilfe, Alb Fils Kliniken, Klinik am Eichert, Göppingen
,
A Mustea
14   Zentrum für Geburtshilfe und Frauenheilkunde, Universitätsklinikum Bonn
,
W Meier
15   Klinik für Frauenheilkunde und Geburtshilfe, Universitätsklinikum Düsseldorf
,
P Wimberger
16   Klinik für Frauenheilkunde und Geburtshilfe, Universitätsklinikum, Technische Universität Dresden
,
L Hanker
17   Klinik für Frauenheilkunde und Geburtshilfe, Universitätsklinikum Schleswig-Holstein, Campus Lübeck
,
B Schmalfeldt
3   Klinik und Poliklinik für Gynäkologie, Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf, Hamburg
,
U Canzler
16   Klinik für Frauenheilkunde und Geburtshilfe, Universitätsklinikum, Technische Universität Dresden
,
T Fehm
15   Klinik für Frauenheilkunde und Geburtshilfe, Universitätsklinikum Düsseldorf
,
A Luyten
18   Frauenklinik, Klinikum Wolfsburg
,
M Hellriegel
19   Klinik für Gynäkologie und Geburtshilfe, Universitätsmedizin Göttingen
,
J Kosse
20   Klinik für Gynäkologie und Geburtshilfe, Sana Klinikum Offenbach
,
C Heiss
13   Frauenklinik mit Gynäkologie und Geburtshilfe, Alb Fils Kliniken, Klinik am Eichert, Göppingen
,
P Hantschmann
21   Klinik für Gynäkologie und Geburtshilfe, Kreiskliniken Altötting-Burghausen, Altötting
,
P Mallmann
22   Klinik für Frauenheilkunde und Geburtshilfe, Uniklinik Köln
,
B Tanner
23   Klinik für Gynäkologie und Geburtshilfe, Oberhavel Klinik Oranienburg
,
J Pfisterer
24   Zentrum für Gynäkologische Onkologie, Kiel
,
L Woelber
3   Klinik und Poliklinik für Gynäkologie, Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf, Hamburg
,
S Mahner
1   Klinik und Poliklinik für Frauenheilkunde und Geburtshilfe, Klinikum der Universität München, LMU München
› Institutsangaben
 

Hintergrund: Die Publikation der S2k-Leitlinie im Jahr 2015 veränderte die Empfehlungen zur pelvinen Lymphonodektomie (pLAE) bei VSCC grundlegend: Demnach wird pLAE für alle Patientinnen mit Risikofaktoren für einen pelvinen Lymphknoten (LK)-Befall empfohlen. Diese Risikofaktoren sind jedoch nicht eindeutig definiert, und die postoperative Morbidität ist hoch.

Patientinnen und Methodik: In der AGO-CaRE-1 Studie wurden Daten von 1618 Patientinnen mit Erstdiagnose eines VSCC FIGO Stadium ≥ 1B aus insgesamt 29 deutschen Zentren im Zeitraum von 1998 – 2008 in einer zentralen Datenbank erfasst. Die vorliegende Subgruppenanalyse beschränkt sich auf Patientinnen mit pLAE (n = 70)

Ergebnisse: Meist lagen T1b/T2 Tumore vor (UICC version 6; n = 47; 67,1%); in 22 Fällen war das Tumorstadium unbekannt. Der mediane Durchmesser betrug 40 mm (2 – 240 mm). Nur 42/70 Patientinnen (60%) zeigten inguinale LK-Metastasen, allerdings waren bei pelvinem LK-Befall (14/42 Patientinnen, 33%, mediane Anzahl befallener pelviner LK 2.5(1 – 12)), immer auch inguinale LK-Metastasen vorhanden. Diese 14 Patientinnen hatten im Median 7 (1 – 30) inguinale LK-Metastasen mit einem medianen maximalen Durchmesser von 42,5 mm (12 – 50). Bei 12 Patientinnen war sowohl die Anzahl befallener inguinaler als auch pelviner LK bekannt: 10 Patientinnen zeigten mindestens 6 positive Leisten-LK, während eine Patientin 3 befallene LK und eine weitere Patientin eine singuläre inguinale LK-Metastase aufwies, deren Größe nicht bekannt ist. ROC (Receiver-Operating-Characteristics) Analysen zeigten eine AUC (Area under the curve) von 0,85 mit einer Sensitivität von 83,3% und einer Spezifität von 92,6% in Bezug auf die Prädiktion pelviner LK-Metastasen im Falle von mindestens 6 befallenen Leistenlymphknoten. Die Prognose verschlechterte sich durch das Vorliegen pelviner LK-Metastasen mit einem Rezidiv-freien Überleben von nur 12,5 Monaten. In der Gruppe der Patientinnen mit positiven pelvinen LK traten keine Lokalrezidive auf, allerdings entwickelten 28,6% (4/14 Patientinnen) Fernmetastasen.

Schlussfolgerung: Ein pelvines LK-Staging ist für die Mehrheit der Patientinnen mit VSCC und inguinaler LK-Metastasierung überflüssig. Ein relevantes Risiko für eine pelvine LK-Beteiligung scheint lediglich bei ausgedehnter inguinaler Metastasierung gegeben zu sein. Um eine valide Aussage bezüglich einer Relation zwischen inguinaler und pelviner LK-Metastasierung beim VSCC treffen zu können, sind weitere Analysen nach Umsetzung der Leitlinie von 2015 notwendig.



Publikationsverlauf

Artikel online veröffentlicht:
14. Juli 2020

Georg Thieme Verlag KG
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