Geburtshilfe Frauenheilkd 2020; 80(07)
DOI: 10.1055/s-0040-1713970
Gynäkologische Onkologie

Sentinellymphonodektomie (SLN) mit Indocyanin-Grün (ICG) nach Hysterektomie beim frühen Endometriumkarzinom

D Davut
1   Klinik für Frauenheilkunde und Geburtshilfe, Klinikum Kempten, Klinikverbund Allgäu
2   Klinik für Frauenheilkunde und Geburtshilfe, Universitätsklinikum Ulm
,
F Ebner
3   Frauenklinik, Helios Amper-Klinikum Dachau
,
A deGregorio
2   Klinik für Frauenheilkunde und Geburtshilfe, Universitätsklinikum Ulm
,
W Janni
2   Klinik für Frauenheilkunde und Geburtshilfe, Universitätsklinikum Ulm
,
R Felberbaum
1   Klinik für Frauenheilkunde und Geburtshilfe, Klinikum Kempten, Klinikverbund Allgäu
› Institutsangaben
 

Zielsetzung: Mehrere Studien haben gezeigt, dass die SLN Biopsie, die mit ICG bei Endometriumkarzinom Patientinnen durchgeführt wurde, eine sehr hohe Sensitivitäts-Rate bei niedriger Falsch-Negativitäts-Rate (FNR) aufweist [1] – [5]. Hier berichten wir über die Durchführbarkeit der Sentinellymphonodektomie mit ICG nach bereits zuvor erfolgter Hysterektomie mit Adnexektomie bds. bei Patientinnen mit frühem Endometriumkarzinom.

Methoden: Chirurgische und pathologische Daten wurden prospektiv für Patientinnen erfasst, die mittels totaler laparoskopischer Hysterektomie (TLH) mit Adnexektomie bds. bei Endometriumkarzinom im Stadium pT1b-pT2, G1-2 im Zeitraum von 11/2017 bis 07/2019 in der Frauenklinik des Klinikums Kempten operiert wurden. Die Sentinel-Lymphknoten-Markierung wurde mit ICG durchgeführt. Hierfür wurde 10 ml ICG (25 mg ICG pro 5 ml Ampulle, Verdye®) auf 20 ml Aqua verdünnt und davon 10 ml am Scheidenende bei 3 – 6 – 9 und 12 Uhr subepithelial injiziert. Bei allen Patientinnen war die Wundheilung am Scheidenende komplett abgeschlossen. Die Eingriffe erfolgten 6 – 8 Wochen nach der TLH und wurden alle laparoskopisch durchgeführt. Ein Ultrastaging der untersuchten Sentinellymphknoten erfolgte dabei nicht.

Ergebnisse: Es wurden insgesamt 8 Patientinnen mittels sekundärer Sentinellymphonodektomie nach erfolgter TLH operiert. Die Patientinnen waren in Median 73 Jahre alt. Die Mehrheit der Patientinnen (n = 7) hatten ein endometroides Adenokarzinom, 1 Patientin hatte ein villoglanduläres Karzinom. Bezüglich der Tumorcharakteristika fanden sich v. a. G2 Tumoren (n = 6; G1: n = 2) und Tumoren im Tumorstadium pT1b (n = 7; pT2: n = 1). Bei allen Patientinnen konnten mindestens ein Sentinel dargestellt werden (1 – 29; in Median 11 SLN). Die Lymphknoten erwiesen sich bei allen Patientinnen als tumorfrei. Für alle 8 Patientinnen konnte mindestens ein paraaortaler Sentinel gefunden werden (A. mesenterica inferior), bei 3 Patientinnen konnte zudem ein weiterer Sentinel im Bereich der Aortenbifurkation dargestellt werden. Die pelvinen SLN ließen sich überwiegend im Bereich der Iliakalbifurkation darstellen.

Fazit: Rein technisch ist die sekundäre Sentinellymphodonektomie bei Patientinnen mit frühem Endometriumkarzinom nach bereits erfolgter Hysterektomie sehr gut möglich. Trotz der nur kleinen Fallzahl konnte die gute Einbindung dieser Maßnahme im klinischen Alltag gezeigt werden. Eine Studie zur Überprüfung des Stellenwertes der sekundären Sentinellymphonodektomie wäre wünschenswert.



Publikationsverlauf

Artikel online veröffentlicht:
14. Juli 2020

Georg Thieme Verlag KG
Stuttgart · New York