Geburtshilfe Frauenheilkd 2020; 80(06): 15
DOI: 10.1055/s-0040-1713229
Abstracts Geburtshilfe & Fetomaternale Medizin Jahrestagung Graz

Gründung einer Spezialambulanz für Familienplanung bei entzündlich-rheumatischen Erkrankungen im KH Hietzing

C Zwick
1   Abteilung für Gynäkologie und Geburtshilfe, KH Hietzing, Wien
,
L Hütter
2   2. Medizinische Abteilung (Rheumatologie) KH Hietzing, Wien
,
K Redlich
2   2. Medizinische Abteilung (Rheumatologie) KH Hietzing, Wien
,
P Sevelda
1   Abteilung für Gynäkologie und Geburtshilfe, KH Hietzing, Wien
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Hintergrund: Frauen mit entzündlich-rheumatischen Erkrankungen wie rheumatoider Arthritis, Psoriasis-Arthritis, Spondyloarthritiden, Kollagenosen (Systemischer Lupus erythematodes SLE, Sjögren-Syndrom, Sklerodermie) und Vaskulitiden haben ein signifikant höheres Risiko für Schwangerschaftskomplikationen wie Frühaborte, intrauterine Wachstumretardierung, arterielle Hypertonie, Präeklampsie und Frühgeburtlichkeit. Darüber hinaus besteht z. B. beim schlecht eingestellten SLE ein erhöhtes Schubrisiko. Für alle Erkrankungen aus dem entzündlich-rheumatischen Formenkreis gilt, dass eine Schwangerschaft möglichst in einer Phase der Remission und unter optimaler Rheuma-Basistherapie geplant werden sollte, um die Komplikationsrate gering zu halten. Zahlreiche neue therapeutische Möglichkeiten schaffen zunehmend komplexe Fragestellungen. Aufgrund oft divergenter Beratungen haben viele Frauen in der Vergangenheit notwendige Medikamente bei Kinderwunsch abgesetzt oder auf die Verwirklichung des Kinderwunsches verzichtet. Umso wichtiger ist daher eine zeitgemäße spezialisierte Beratung gemeinsam durch Rheumatologen und Gynäkologen.

Methodik: Ende 2018 wurde aus diesem Grund eine interdisziplinäre Spezialambulanz an der Abteilung für Innere Medizin (Rheumatologie) des KH Hietzing gegründet.

Hier werden Patientinnen von rheumatologischer und geburtshilflicher Seite gemeinsam und interdisziplinär beraten. Empfehlungen für die Betreuung vor, während und nach der Schwangerschaft werden unter anderem entsprechend der Empfehlungen der EULAR (European League Against Rheumatism) ausgesprochen bzw. umgesetzt. In unserer Sprechstunde bieten wir eine interdisziplinäre Betreuung zu den Themen Kontrazeption, präkonzeptionelle Beratung sowie Therapieoptimierung vor und während der Schwangerschaft an. Wir verstehen uns als Schnittstelle zwischen niedergelassenem Bereich und Perinatalzentren. Hochrisikopatientinnen wie z. B. SLE-Patientinnen mit Antiphospholipidsyndrom werden engmaschig betreut und können, wenn notwendig in guter Kooperation mit der interdisziplinären Spezialambulanz für Rheumatische Erkrankungen und Reproduktion der klinischen Abteilung für Rheumatologie der MUW und der Universitätsklinik für Frauenheilkunde triagiert werden.

Schlussfolgerung: Um das bestmögliche Outcome für Mutter und Kind zu gewährleisten, ist eine interdisziplinäre Betreuung aufgrund der Komplexität in diesem Patientenkollektiv von großer klinischer Bedeutung.



Publication History

Article published online:
02 June 2020

Georg Thieme Verlag KG
Stuttgart · New York