Geburtshilfe Frauenheilkd 2020; 80(06): 13
DOI: 10.1055/s-0040-1713223
Abstracts Geburtshilfe & Fetomaternale Medizin Jahrestagung Graz

Unterschiede der perinatalen Morbidität in Abhängigkeit der schwere einer Schulterdystokie, gemessen an den notwendigen Schulter-Löse-Manöver. Eine retrospektive Studie der letzten 10 Jahre an der UFK Graz

I J Müller
Universitätsklinik für Frauenheilkunde und Geburtshilfe, Abteilung für Geburtshilfe, Medizinische Universität Graz
,
E-C Weiss
Universitätsklinik für Frauenheilkunde und Geburtshilfe, Abteilung für Geburtshilfe, Medizinische Universität Graz
,
D Ulrich
Universitätsklinik für Frauenheilkunde und Geburtshilfe, Abteilung für Geburtshilfe, Medizinische Universität Graz
,
W Schöll
Universitätsklinik für Frauenheilkunde und Geburtshilfe, Abteilung für Geburtshilfe, Medizinische Universität Graz
,
C Lakovschek I -
Universitätsklinik für Frauenheilkunde und Geburtshilfe, Abteilung für Geburtshilfe, Medizinische Universität Graz
› Author Affiliations
 

Fragestellung: Inwieweit hat der Schweregrad einer Schulterdystokie, gemessen anhand der notwendigen Schulter-Löse-Manöver, einen Einfluss auf das perinatale Outcome des Neugeborenen.

Methodik: Im Rahmen einer retrospektiven Studie wurden alle Fälle von Schulterdystokien der letzten 10 Jahre (2009 – 2018) an der UFK Graz analysiert. Dabei wurden die Fälle der Schulterdystokie anhand der benötigten Schulter-Löse-Manöver in zwei Gruppen unterteilt. In die Gruppe leichte Schulterdystokie wurden jene Fälle inkludiert, bei denen zur Lösung der Schulterdystokie das McRoberts Manöver, der suprasymphysäre Druck oder das Gaskin Manöver notwendig war. Als schwere Schulterdystokie wurden jene Fälle klassifiziert, bei denen additiv interne Lösungsmanöver notwendig waren. Als primäre Outcomeparameter wurden kindliche Geburtsverletzungen (Frakturen, Erbʼsche Parese), perinatale Asphyxie-Marker (APGAR-Wert < 7 bei 5 min, Nabelschnur pH-Werte von ≤ 7,1), die Notwendigkeit einer Beatmung und/oder Intensivüberwachung, herangezogen. Ein p-Wert von < 0,05 wurde als signifikant angesehen.

Ergebnisse: Von 21 768 vaginalen Geburten während des Beobachtungszeitraums erfüllten 214 (0,98%) die Kriterien einer Schulterdystokie. Die Gruppe der leichten Schulterdystokie bestand aus 182 Fällen (85%) und die der schweren Schulterdystokie aus 32 Fällen (15%).

Kindliches Trauma: Zwei (1,1%) Neugeborene in der Gruppe der leichten Schulterdystokie und 4 (12,5%) in der Gruppe der schweren Schulterdystokie hatten eine Verletzung im Rahmen der Geburt erlitten. Hierbei konnte ein statistisch signifikanter Unterschied zwischen den beiden Gruppen festgestellt werden (p = 0,005).

Perinatale Asphyxie-Marker und/oder Beatmung und/oder Intensivüberwachung: In der Gruppe der leichten Schulterdystokie gab es 16 Fälle (8,8%) und in der Gruppe der schweren Schulterdystokie gab es 6 Fälle (18,8%) mit entsprechender perinataler Morbidität. Hier zeigte sich kein signifikanter Unterschied zwischen den beiden Gruppen (p = 0,110).

Perinatale Morbidität gesamt: 16 (8,8%) Fälle in der Gruppe leichte Schulterdystokie, verglichen mit 9 (28,1%) Fälle in der Gruppe schwere Schulterdystokie hatten entweder ein Trauma oder eine sonstige perinatale Morbidität erlitten. Der Unterschied zwischen den Gruppen war statistisch signifikant (p = 0,005).

Schlussfolgerung: In unserer Analyse konnte gezeigt werden, dass die perinatale Morbidität gesamt und das kindliche Trauma je nach Schweregrad der Schulterdystokie, bei Notwendigkeit von internen Manövern signifikant erhöht ist. Unsere Ergebnisse unterscheiden sich von der bisherigen vorhandenen Literatur, die keine Unterschiede der perinatalen Morbidität in Abhängigkeit der verwendeten Manöver gezeigt hat. Jedoch war auch in dieser Studie die Dauer der Schulterdystokie mit einer erhöhten perinatalen Morbidität verbunden [1].



Publication History

Article published online:
02 June 2020

Georg Thieme Verlag KG
Stuttgart · New York

 
  • Literatur

  • 1 Spain JE, Frey HA, Tuuli MG. et al. Neonatal morbidity associated with shoulder dystocia maneuvers. Am J Obstet Gynecol 2015; 212 (03) 353 e351–355