Geburtshilfe Frauenheilkd 2020; 80(06): 12
DOI: 10.1055/s-0040-1713221
Abstracts Geburtshilfe & Fetomaternale Medizin Jahrestagung Graz

Mehrfache manuelle Reposition trotz fortgeschrittener Schwangerschaft eines Uterus incarceratus unter Lachgas – Fallbericht

M Nanda
1   Universitätsklinik für Frauenheilkunde und Geburtshilfe, Auenbruggerplatz 14, 8036 Graz
,
R Nanda
1   Universitätsklinik für Frauenheilkunde und Geburtshilfe, Auenbruggerplatz 14, 8036 Graz
,
E-C Weiss
1   Universitätsklinik für Frauenheilkunde und Geburtshilfe, Auenbruggerplatz 14, 8036 Graz
,
H Bacher
2   Universitätsklinik für Chirurgie, Auenbruggerplatz 29, 8036 Graz
,
M M Lemmerer
2   Universitätsklinik für Chirurgie, Auenbruggerplatz 29, 8036 Graz
,
P Reif
1   Universitätsklinik für Frauenheilkunde und Geburtshilfe, Auenbruggerplatz 14, 8036 Graz
,
W Schöll
1   Universitätsklinik für Frauenheilkunde und Geburtshilfe, Auenbruggerplatz 14, 8036 Graz
,
G Tomasch
1   Universitätsklinik für Frauenheilkunde und Geburtshilfe, Auenbruggerplatz 14, 8036 Graz
› Author Affiliations
 

Einleitung: Ein RFVL Uterus gilt als Normvariante und wird in der Literatur in bis zu 15% in der Frühschwangerschaft beschrieben. Im Verlauf des ersten Trimenons richtet sich der Fundus uteri üblicherweise von der Sakralhöhle in die Abdominalhöhle auf. Diese Positionsänderung unterbleibt jedoch in 1/3000 Schwangerschaften und wird Uterus incarceratus (UI) genannt. Unspezifischen Symptome wie Harnentleerungsstörungen, vaginale Blutung oder Komplikationen wie Uterusruptur und Frühgeburt sind als Folge des UI beschrieben. Unerkannt kommt es bei einer Sectio zur Blasen-, Cervix- und Vaginalverletzung. Sonographisch zeigt sich die Cervix elongiert und hinter der Symphyse nur schwer einstellbar. Neben chirurgische Maßnahmen ist in der Frühschwangerschaft die manuelle Reposition in Narkose beschrieben, um den UI aufzurichten. In der Spätschwangerschaft kann zusätzlich kolonoskopischer Druck auf den UI appliziert werden, um die manuelle Reposition zu erleichtern [1]. Eine Aufrichtung in fortgeschrittener Schwangerschaft unter Lachgasapplikation wurde bis dato noch nie beschrieben.

Fallbericht: Eine 28-jährige GI/P0 ohne medizinische Vorgeschichte stellte sich in der 23 + 1 SSW mit Harnentleerungsstörungen vor. Sonographisch wurde die Diagnose eines UI gestellt. Nach abgeschlossener Lungenreifung und mit vollendeter 24 SSW konnte unter Tokolyse und Lachgas die manuelle Reposition mit kolonoskopischer Hilfe erfolgreich durchgeführt werden. In der Kontrolluntersuchung am Folgetag zeigte sich der Uterus erneut inkarzeriert. Nach Abwägung der Therapieoptionen wurde in Absprache mit der Patientin die Entscheidung einer erneuten manuellen Reposition und Legen eines Arabin Pessar zur Stütze der Cervix in Lachgasnarkose getroffen. Dies konnte komplikationslos durchgeführt werden. Die Lachgasanästhesie war für die Patientin schmerzfrei und gut steuerbar. Der Arabin Pessar wurde mit der vollendeten 28 SSW entfernt, die weiteren Kontrolluntersuchungen waren unauffällig. Zum Zeitpunkt der Einreichung ist die Patientin in der 38 SSW, eine Spontangeburt ist geplant.

Schlussfolgerung: Eine manuelle Reposition ist trotz fortgeschrittener Schwangerschaft möglich und sollte versucht werden. Ein Arabin Pessar zur Stabilisierung der Cervix kann eine Re-Inkarzeration verhindern. Die manuelle Reposition wird auch unter Lachgas gut toleriert.



Publication History

Article published online:
02 June 2020

Georg Thieme Verlag KG
Stuttgart · New York