Geburtshilfe Frauenheilkd 2020; 80(06): 9-10
DOI: 10.1055/s-0040-1713214
Abstracts Geburtshilfe & Fetomaternale Medizin Jahrestagung Graz

HIV als Risikofaktor für vaginale Infektionen während der Schwangerschaft

P Foessleitner
1   Universitätsklinik für Frauenheilkunde, Abteilung für Geburtshilfe und feto-maternale Medizin, Medizinische Universität Wien, Österreich
,
A Farr
1   Universitätsklinik für Frauenheilkunde, Abteilung für Geburtshilfe und feto-maternale Medizin, Medizinische Universität Wien, Österreich
,
I Boerger
1   Universitätsklinik für Frauenheilkunde, Abteilung für Geburtshilfe und feto-maternale Medizin, Medizinische Universität Wien, Österreich
,
H Kiss
1   Universitätsklinik für Frauenheilkunde, Abteilung für Geburtshilfe und feto-maternale Medizin, Medizinische Universität Wien, Österreich
,
A Rieger
2   Universitätsklinik für Dermatologie, Medizinische Universität Wien, Österreich
,
V Touzeau-Roemer
2   Universitätsklinik für Dermatologie, Medizinische Universität Wien, Österreich
,
L Petricevic
1   Universitätsklinik für Frauenheilkunde, Abteilung für Geburtshilfe und feto-maternale Medizin, Medizinische Universität Wien, Österreich
› Author Affiliations
 

Fragestellung: Jede vierte Person mit positiven HIV-Status in Europa ist eine Frau, wovon sich ca. 70% im reproduktiven Alter befinden. Durch moderne antiretrovirale Therapien ist eine Schwangerschaft trotz positivem HIV-Status meist unproblematisch. Bekannt ist, dass vaginale Infektionen mit Komplikationen in der Schwangerschaft und Frühgeburtlichkeit assoziiert sind. Diese Arbeit untersucht den Effekt eines positiven HIV-Status als Risikofaktor für vaginale Infektionen (Bakterielle Vaginose, Soor, Trichomoniasis) im ersten Trimenon der Schwangerschaft.

Methodik: Bei dieser Studie handelt es sich um eine retrospektive monozentrische Datenanalyse aus dem Beobachtungszeitraum 2003 – 2014, die Daten wurden an den Universitätskliniken für Frauenheilkunde und Dermatologie der Medizinischen Universität Wien erhoben. Alle zur Geburt angemeldeten Frauen erhielten im Rahmen der Routine einen Infektionsabstrich im ersten Trimenon. Der HIV-Status sowie die Viruslast wurden erhoben und Patientinnen entsprechend therapiert. HIV-positive Patientinnen mit vorliegendem Infektionsabstrich wurden als Studiengruppe definiert, als Kontrollgruppe dienten HIV-negative Schwangere aus demselben Beobachtungszeitraum. Ergebnisse: Bei 130 der dokumentierten Schwangeren mit Infektionsabstrich (1,6%) konnte ein positiver HIV-Status festgestellt werden. Das mittlere Gestationsalter bei Entbindung lag bei 37,3 ± 2,8 SSW in der HIV-positiven Kohorte bzw. 38,9 ± 2,6 SSW in der Kontrollgruppe. Der Anteil an bakterieller Vaginose, Soor bzw. Trichomoniasis im ersten Trimenon lag in der HIV-positiven Kohorte bei 17,7%, 20,0% und 0,8% bzw. 8,9%, 12,4% und 0% in der Kontrollgruppe. Das Risiko für eine bakterielle Vaginose (p < 0,001) und Soor (p = 0,009) im ersten Trimenon war bei den HIV-positiven Schwangeren signifikant höher im Vergleich zu der Kontrollgruppe. Die Frühgeburtsrate lag in der HIV-positiven Kohorte bei 16,9% und bei 9,7% in der Kontrollgruppe (p = 0,006).

Schlussfolgerung: Ein positiver HIV-Status ist mit einem signifikant höheren Risiko für vaginale Infektionen im ersten Trimenon der Schwangerschaft assoziiert. Zusätzlich konnte eine Assoziation zwischen positivem HIV-Status und Frühgeburtlichkeit gezeigt werden. Die Einführung eines routinemäßigen Infektionsscreening im ersten Trimenon der Schwangerschaft erscheint daher insbesondere bei dieser selektiven Kohorte wichtig zu sein.



Publication History

Article published online:
02 June 2020

Georg Thieme Verlag KG
Stuttgart · New York