Geburtshilfe Frauenheilkd 2020; 80(06): 6
DOI: 10.1055/s-0040-1713203
Abstracts Gynäkologie & Varia

Orale Probiotika bei Kolonisation mit vaginalen Gruppe B Streptokokken (GBS) in der Schwangerschaft: eine randomisierte placebo-kontrollierte Doppelblindstudie

V Sustr
Universitätsklinik für Frauenheilkunde, Abteilung für Geburtshilfe und feto-maternale Medizin, Medizinische Universität Wien
,
L Petricevic
Universitätsklinik für Frauenheilkunde, Abteilung für Geburtshilfe und feto-maternale Medizin, Medizinische Universität Wien
,
P Foessleitner
Universitätsklinik für Frauenheilkunde, Abteilung für Geburtshilfe und feto-maternale Medizin, Medizinische Universität Wien
,
I Rosicky
Universitätsklinik für Frauenheilkunde, Abteilung für Geburtshilfe und feto-maternale Medizin, Medizinische Universität Wien
,
H Kiss
Universitätsklinik für Frauenheilkunde, Abteilung für Geburtshilfe und feto-maternale Medizin, Medizinische Universität Wien
,
A Farr
Universitätsklinik für Frauenheilkunde, Abteilung für Geburtshilfe und feto-maternale Medizin, Medizinische Universität Wien
› Author Affiliations
 

Fragestellung: Streptococcus agalactiae bzw. Streptococcus der Gruppe B (GBS) ist ein grampositives Bakterium, das bei 10 – 30% der Frauen in der Scheide vorkommt. Peripartal kann es zu einer vertikalen Übertragung und damit zu Sepsis, Meningitis, Arthritis und Pneumonie des Neugeborenen kommen. Ziel dieser Pilotstudie war es herauszufinden, ob Probiotika das Potential haben, die vaginale Kolonisation mit GBS zu reduzieren, was zu einer Verringerung der neonatalen Morbidität und Mortalität beitragen könnte.

Methodik: An der Universitätsklinik für Frauenheilkunde der Medizinischen Universität Wien wurde im Rahmen der klinischen Routine zwischen 33 + 0 und 36 + 0 SSW der GBS-Status erhoben. GBS-positive Schwangere wurden in eine Verum-Gruppe, welche für 14 Tage 2 x täglich ein orales Probiotikum erhielt oder in eine Placebo-Gruppe randomisiert. Das Verum enthielt L. rhamnosus, L. gasseri, L. jensenii, L.crispatus. Frauen mit bakterieller Vaginose oder Trichomoniasis wurden aus der Studie ausgeschlossen. Nach Beendigung der Therapie erhielten beide Gruppen einen Kontroll-Abstrich und das perinatale Outcome wurde retrospektiv erhoben. Der Studieneinschluss hatte keinen Einfluss auf die leitlinienkonforme Gabe der peripartalen Antibiotika-Prophylaxe mit 10 Mio. IE Penicillin-G.

Ergebnisse: Es wurden 1059 Frauen gescreent, von denen 215 (20%) GBS-positiv waren. Nach Berücksichtigung der Ausschlusskriterien konnten 60 Frauen randomisiert werden – davon 33 (55%) in die Verum- und 27 (45%) in die Placebo-Gruppe. Bei Entbindung lag das mittlere mütterliche Alter bei 34,3 ± 4,9 Jahren. Die Sectio- und Frühgeburtenrate im Gesamtkollektiv lag bei 50% bzw. 3%; 8 Frauen (13%) hatten einen vorzeitigen Blasensprung. Das mittlere Gestationsalter bei Entbindung lag bei 38,8 ± 1,2 SSW, während das mittlere Kindsgewicht bei 3398 ± 440 g lag. Nach Beendigung der Therapie zeigten 21 Frauen (64%) in der Verum-Gruppe bzw. 21 Frauen (77%) in der Placebo-Gruppe einen positiven GBS-Abstrich (p = 0,27). Kein signifikanter Unterschied zwischen den Gruppen zeigte sich bezogen auf die Frühgeburten-, Sectiorate, der Häufigkeit von vorzeitigem Blasensprung oder Totgeburt.

Schlussfolgerung: Die vorläufigen Daten dieser Pilotstudie sprechen gegen die Hypothese, dass die Behandlung mit Probiotika in der Schwangerschaft die Vaginalkolonisation mit GBS verringern kann. Ebenso scheint kein signifikanter Unterschied in Bezug auf das peripartale Outcome zu bestehen.



Publication History

Article published online:
02 June 2020

Georg Thieme Verlag KG
Stuttgart · New York