Senologie - Zeitschrift für Mammadiagnostik und -therapie 2020; 17(02): e38-e39
DOI: 10.1055/s-0040-1710717
Abstracts
Senologie

Unterscheidet sich die Chemotherapie-Anwendung beim frühen Mammakarzinom in Deutschland zwischen Zentren unterschiedlicher Versorgungsstufe bzw. mit unterschiedlichen Fallzahlen?

F Riedel
1   Universitätsklinikum Heidelberg, Universitäts-Frauenklinik, Heidelberg, Deutschland
,
AS Hoffmann
1   Universitätsklinikum Heidelberg, Universitäts-Frauenklinik, Heidelberg, Deutschland
,
M Moderow
2   Westdeutsches Brustcentrum GmbH, Düsseldorf, Deutschland
,
S Heublein
1   Universitätsklinikum Heidelberg, Universitäts-Frauenklinik, Heidelberg, Deutschland
,
T Deutsch
1   Universitätsklinikum Heidelberg, Universitäts-Frauenklinik, Heidelberg, Deutschland
,
M Golatta
1   Universitätsklinikum Heidelberg, Universitäts-Frauenklinik, Heidelberg, Deutschland
,
M Wallwiener
1   Universitätsklinikum Heidelberg, Universitäts-Frauenklinik, Heidelberg, Deutschland
,
A Schneeweiss
1   Universitätsklinikum Heidelberg, Universitäts-Frauenklinik, Heidelberg, Deutschland
3   Nationales Centrum für Tumorerkrankungen, Heidelberg, Deutschland
,
J Heil
1   Universitätsklinikum Heidelberg, Universitäts-Frauenklinik, Heidelberg, Deutschland
,
A Hennigs
1   Universitätsklinikum Heidelberg, Universitäts-Frauenklinik, Heidelberg, Deutschland
› Institutsangaben
 

Zielsetzung Im Verlauf der letzten Dekade war Chemotherapie beim frühen Mammakarzinom zwei wesentlichen Entwicklungen unterworfen: Einerseits der zunehmend spezifischeren Indikation aufgrund einer verbesserten Risikostratifizierung, andererseits der bevorzugten Anwendung als neoadjuvante Chemotherapie (NACT). Die Chemotherapie-Behandlung erfolgt in Deutschland heutzutage überwiegend in spezialisierten Zentren, wobei diese auf unterschiedlichen Versorgungsstufen angesiedelt sein können bzw. unterschiedliche jährliche Fallzahlen aufweisen können. Ziel der Studie ist es, etwaige Unterschiede zwischen diesen Versorgungsebenen zu analysieren.

Materialien und Methoden Datengrundlage sind die Behandlungsinformationen von Patientinnen mit frühem Mammakarzinom, die zwischen 2008-2017 an 104 deutschen Zentren behandelt wurden. Die Zentren wurden aufgeteilt in drei Gruppen, jeweils nach assoziierter Versorgungsstufe (1. Universitätskliniken, 2. Lehrkrankenhäuser, 3. sonstige) bzw. nach jährlicher Zahl der Behandlungsfälle (≤100; 101-250; >250 Fälle/Jahr).

Ergebnisse Insgesamt wurden 124.084 Patienten eingeschlossen, von denen 46.279 (37,3 %) eine Chemotherapie erhielten. Für 44.765 dieser Fälle lagen Informationen zur Systemtherapie vor. Die Chemotherapie-Gesamtanwendung sank für die Versorgungsstufen-Gruppen 1-3 von 48.3 %, 40.7 % bzw. 42.4 % (2008) auf 36,4 %, 30,3 % bzw. 33,7 % (2017). Die Anwendung als NACT stieg in Universitätskliniken am stärksten (von 32,0 % auf 68,1 %) im Vergleich zu Lehrkrankenhäusern (16.2 % auf 54.7 %) bzw. sonstigen (22,4 % auf 58,3 %). Die Rate für pathologische Komplettremission (pCR; ypT0 ypN0) nach NACT stieg auf allen Stufen (von 19,2 %, 11,3 % bzw. 11,9 % auf 26,0 %, 30,5 % bzw. 31,3 %). Bei unterschiedlichen Fallzahlen ergaben sich dagegen keine relevanten Diskrepanzen.

Zusammenfassung Die Ergebnisse dieser großen, deutschlandweiten Kohorte aus der klinischen Routine zeigen, dass Chemotherapie auf allen Versorgungsstufen spezifischer angewendet wird; in Universitätskliniken vergleichsweise aber am häufigsten als NACT. Die pCR-Raten steigen auf allen Stufen.



Publikationsverlauf

Artikel online veröffentlicht:
24. Juni 2020

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