Senologie - Zeitschrift für Mammadiagnostik und -therapie 2020; 17(02): e21-e22
DOI: 10.1055/s-0040-1710692
Abstracts
Senologie

Implementierung der leitliniengerechten Therapie bei Patientinnen mit frühem HER2-positiven Mammakarzinom in der klinischen Routine (2006 - 2018) - Daten einer bevölkerungsbezogenen Kohorte eines Klinischen Krebsregisters

EC Inwald
1   Universität Regensburg, Klinik und Poliklinik für Gynäkologie und Geburtshilfe, Regensburg, Deutschland
,
M Klinkhammer-Schalke
2   Tumorzentrum Regensburg, Institut für Qualitätssicherung und Versorgungsforschung der Universität Regensburg, Regensburg, Deutschland
,
M Gerken
2   Tumorzentrum Regensburg, Institut für Qualitätssicherung und Versorgungsforschung der Universität Regensburg, Regensburg, Deutschland
,
A Pauer
2   Tumorzentrum Regensburg, Institut für Qualitätssicherung und Versorgungsforschung der Universität Regensburg, Regensburg, Deutschland
,
O Ortmann
1   Universität Regensburg, Klinik und Poliklinik für Gynäkologie und Geburtshilfe, Regensburg, Deutschland
› Institutsangaben
 

Zielsetzung Die adjuvante Trastuzumab-Therapie ist seit 2006 in der Therapie des frühen HER2-positiven Mammakarzinoms in Deutschland zugelassen. Eigene vorausgehende Analysen aus der klinischen Routineversorgung (Diagnosejahr 2006-2012) haben jedoch gezeigt, dass ein relevanter Anteil an Patientinnen nicht leitliniengerecht therapiert wird. Ziel dieser Studie war die Evaluation der Implementierung von Trastuzumab in der Routinebehandlung von Patientinnen mit einem primären HER2-positiven Mammakarzinom im Verlauf der letzten Jahre.

Materialien und Methoden Studiengrundlage waren die sektorenübergreifenden und verlaufsbegleitend erhobenen Daten des bevölkerungsbezogenen klinischen Krebsregisters des Tumorzentrums Regensburg. Analysiert wurden Daten von 8428 Patientinnen mit einem frühen Mammakarzinom im Diagnosezeitraum von 2006 bis 2018.

Ergebnisse Die zeitabhängige Rate der HER2-Testung lag mit 95.9 % der Patientinnen konstant hoch. Die durchschnittliche Rate der adjuvanten Trastuzumab-Therapie lag bei 76.8 %. Dabei gab es sowohl Unterschiede zwischen Patientinnen, die in Zentren vs. Nicht-Zentren behandelt wurden, als auch altersabhängige Unterschiede der Trastuzumab-Therapie. 78.1 % der Patientinnen aus Zentren erhielten Trastuzumab, wohingegen die Rate bei Patientinnen aus Nicht-Zentren bei 67.8 % lag. Die Therapie bei prämenopausalen Patientinnen wurde in 92 % leitliniengerecht durchgeführt. Postmenopausale Patientinnen, insbesondere Patientinnen ≥ 70 Jahren, erhielten in nur 43 % die adäquate Therapie. In der multivariaten Analyse hatten HER2-positive Patientinnen mit leitliniengerechter Trastuzumab-Therapie signifikant bessere 5-Jahres-ÜR (HR 0.555, 95 % CI 0.403 - 0.764,

p < 0.001) als die Kontrollgruppen.

Zusammenfassung Die bevölkerungsbezogenen Analysen zeigen, dass es ein großes Intervall zwischen der Zulassung der Trastuzumab-Therapie und der Implementierung in die klinische Routine gibt. Die Umsetzung der leitliniengerechten Therapie ist bei prämenopausalen Patientinnen sehr gut, zeigt aber deutliches Verbesserungspotential bei Patientinnen ≥ 70 LJ.



Publikationsverlauf

Artikel online veröffentlicht:
24. Juni 2020

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