Aktuelle Ernährungsmedizin 2020; 45(03): 247-248
DOI: 10.1055/s-0040-1710285
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„Nutritionstraumatologie“ – Koordinatives Management der Malnutrition im Zentrum für Alterstraumatologie

DG Lamberz
WKK Kaiserslautern, Zentrum für Alterstraumatologie, Kaiserslautern, Germany
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Im Alterstraumazentrum begegnen dem Unfallchirurg eine Vielzahl von Pat. mit grenzwertigem Ernährungszustand. In einem relativ großem Kollektiv ist dabei eine bereits bestehende oder grenzwertige Malnutrition im Sinne einer inzidentellen Mangelernährung auch durch evaluiertes Screening nur bedingt zu erfassen; die koordinative Einleitung einer gezielten Ernährung ist auch eine Herausforderung an den erstbehandelnden Unfallchirurgen und Geriater. Ist die Behandlung dieser „maskierten Mangelernährung“ durch Einleitung bereits initialer medizinischer Maßnahmen sinnvoll und ist diese durch gezielte begleitende Gabe von zusätzlicher Flüssignahrung (oral nutritional Supplement = ONS) oder Nahrungsergänzung bzw. Anreicherung zu stabilisieren ?

Methodik Im Rahmen einer prospektiven Untersuchung wurden 2019 im Zentrum für Alterstraumatologie Kaiserslautern im Rahmen der frührehabilitativen geriatrischen Komplexbehandlung Patienten mit Mangelernährung bzw. grenzwertigem Ernährungszustand nach initialem Screening mittels BMI und MNA-Test standardisiert durch Zusatznahrung und erhöhtem Fettangebot in der Nahrung begleitend ernährt. Nach Abschluß der Komplex-Behandlung wurde im Rahmen der Reevaluierung der Gesamtstatus ermittelt und erneut anhand des des BMI die Effizienz der Maßnahme reevaluiert.

Ergebnisse und Schlussfolgerung Zusammenfassend lässt sich feststellen, dass durch relativ einfache Maßnahmen die meist bereits bestehende und nicht zwingend durch Scoring ermittelbare und objektivierbare Mangelernährung bei Pat. mit Risiko für Mangelernährung bzw. eine bereits beginnende Sarkopenie dadurch limitieren lässt, dass bereits bei Aufnahme eine begleitende Zusatztrinknahrung (oral nutritional Supplement - ONS) und Anreicherung der Nahrung zur signifikanten Verbesserung der Protein- und Kalorienzufuhr erfolgen kann. Die Einleitung der Therapie kann durchaus von dem erstbehandelnden Unfallchirurgen initialisiert werden. Nachteile oder Komplikationen ergaben sich unter der genannten Behandlung in keinem Fall der untersuchten Fälle. Die subklinische Malnutrition (= Risiko für Mangelernährung) wird hierbei unter traumatologischem Gesichtspunkt als „maskierte Malnutrition“ [maskmanu] verstanden und bezeichnet.

Die spezifische Ernährungsbehandlung des Alterspatienten durch den nicht fachkundigen Unfallchirurgen im ZAT wurde von mir unter dem Begriff “Nutritionstraumatologie” (= Initialisierung der Ernährungstherapie im ZAT durch den Unfallchirurgen) zusammengefasst.



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Article published online:
16 June 2020

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