Aktuelle Ernährungsmedizin 2020; 45(03): 246
DOI: 10.1055/s-0040-1710282
Abstracts
Andere

Prozessgeleitete Ernährungsberatung und -therapie – Wie sieht die stationäre Praxis aus?

M Peuker
1   Hochschule Fulda - University of Applied Sciences, Fulda, Germany
,
N Noll
1   Hochschule Fulda - University of Applied Sciences, Fulda, Germany
,
U Hager
1   Hochschule Fulda - University of Applied Sciences, Fulda, Germany
,
L Kluge
1   Hochschule Fulda - University of Applied Sciences, Fulda, Germany
,
T Wiegand
1   Hochschule Fulda - University of Applied Sciences, Fulda, Germany
,
R Radziwill
2   Klinikum Fulda gAG, Fulda, Germany
,
K Kohlenberg-Müller
1   Hochschule Fulda - University of Applied Sciences, Fulda, Germany
› Author Affiliations
 

Hintergrund Für die Qualitätsentwicklung der Diätetik ist prozessgeleitetes Handeln, wie es das Prozessmodell Dietetic Care Process (DCP) vorsieht, ein wichtiger Ansatz. Eine erfolgreiche Implementierung des DCP setzt die Berücksichtigung von Strukturen und Prozessen in Einrichtungen voraus.

Ziel der qualitativen Studie war die Erfassung von Prozessen in der stationären Ernährungsberatung und -therapie, um zu analysieren, inwiefern Prozessschritte des DCP bereits umgesetzt werden.

Methoden Auf Basis einer strukturierten Literaturrecherche wurden 5 leitfadengestützte Interviews mit stationären Ernährungsfachkräften durchgeführt und mittels der Qualitativen Inhaltsanalyse nach Mayring ausgewertet. Ergänzend wurden 7 teilnehmende Beobachtungen durchgeführt und in Anlehnung an die Grounded Theory ausgewertet.

Ergebnisse

Diätetisches Assessment:

Der Zugriff auf ein digitales Dokumentationssystem ermöglicht das Einholen von Daten vor dem ersten Patientenkontakt. Bei Bedarf finden Absprachen mit anderen Berufsgruppen statt. Die Anamnese erfolgt zu Beginn des Beratungsgesprächs.

Diätetische Diagnosestellung:

Die Planung der Intervention orientiert sich an der medizinischen Diagnose. Eine diätetische Diagnose wird i. d. R. nicht gestellt.

Planung der diätetischen Intervention:

Aufgrund der kurzen Vorbereitungszeit ist die Planung limitiert. Im Vorfeld findet die Festlegung von Themenschwerpunkten für die Beratung statt.

Implementierung der diätetischen Intervention:

Durch den begrenzten stationären Aufenthalt der PatientInnen findet häufig nur ein Beratungsgespräch statt. Dadurch ergeben sich eine besondere Gewichtung dieses Prozessschrittes und spezifische Anforderungen. Da hier der erste Patientenkontakt erfolgt, finden Implementierung und Assessment gleichzeitig statt. Dennoch fokussiert die Implementierung diätetische Fragestellungen.

Diätetische Outcome Evaluation:

Der meist einmalige Patientenkontakt erschwert die Evaluation.

Schlussfolgerung Die Strukturen der stationären Ernährungsberatung und -therapie erschweren die Realisierbarkeit aller Prozessschritte bzgl. Ausgestaltung und Reihenfolge. Eine mögliche Lösung ist die Überleitung von PatientInnen in ein ambulantes Setting. Durch Fortsetzung der Intervention besteht die Möglichkeit zur Outcome Evaluation, worin eine Chance zur Verbesserung der Versorgungsqualität in der Diätetik liegt. Für einen zuverlässigen Informationstransfer ist ein gutes Schnittstellenmanagement zentral, bspw. durch Entlassbriefe.



Publication History

Article published online:
16 June 2020

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