Aktuelle Ernährungsmedizin 2020; 45(03): 243
DOI: 10.1055/s-0040-1710273
Abstracts
Onkologie, Geriatrie, Gastroenterologie, Pneumologie

Charakterisierung von Betroffenen mit Nicht-Zöliakie-Weizensensitivität - eine Verbraucherbefragung in Stuttgart

R Steiner
Universität Hohenheim, Institut für Ernährungsmedizin, Stuttgart, Germany
,
J Zimmermann
Universität Hohenheim, Institut für Ernährungsmedizin, Stuttgart, Germany
,
A Bschaden
Universität Hohenheim, Institut für Ernährungsmedizin, Stuttgart, Germany
,
N Ströbele-Benschop
Universität Hohenheim, Institut für Ernährungsmedizin, Stuttgart, Germany
,
SC Bischoff
Universität Hohenheim, Institut für Ernährungsmedizin, Stuttgart, Germany
› Author Affiliations
 

Aufgrund der unspezifischen Symptomatik und der fehlenden validierten Diagnostik kann über die Prävalenz der Nicht-Zöliakie-Weizensensitivität (NZWS) bisher keine eindeutige Aussage getroffen werden. Auch die pathogenetischen Mechanismen sowie die Auslöser hinter diesem Krankheitsbild sind weitestgehend ungeklärt.

Ziel der vorliegenden Arbeit war es, das Erscheinungsbild der NZWS genauer zu charakterisieren, um mehr über Prävalenz, Beschwerden und mögliche Auslöser dieser Unverträglichkeit herauszufinden. Hierbei sollte aufgedeckt werden, wie viele der Betroffenen eine glutenfreie Ernährung befolgen und inwiefern sich Unterschiede in der Verträglichkeit zwischen verschiedenen Brot-Bezugsquellen sowie verschiedenen Getreidearten und -verarbeitungsformen herauskristallisieren. Des Weiteren sollte überprüft werden, ob sich demografische Charakteristiken, Ernährungsweise und Brotkonsum zwischen Personen mit und ohne NZWS unterscheiden. Mithilfe eines selbst entwickelten Fragebogens wurden Verbraucher in Bäckereien, Bio-/Naturkostläden und Heilpraxen in Stuttgart über ihre subjektive Wahrnehmung zu diesem Thema befragt.

Von den insgesamt 165 Teilnehmern waren mehr als ein Drittel (n = 60) laut eigener Angabe von einer NZWS betroffen. Dabei wurde lediglich bei einem geringen Anteil von 17,1 % die Diagnose sicher von einem Arzt gestellt. Nach dem Verzehr glutenhaltiger Lebensmittel leiden die Betroffenen - überwiegend Frauen mittleren Alters - hauptsächlich unter Blähungen, Bauchschmerzen und Müdigkeit, welche länger als eine Stunde nach dem Verzehr andauern. Dabei stellte sich heraus, dass der Großteil Dinkel-, Roggen- sowie Vollkornbrot ohne Probleme verträgt und sich somit nicht glutenfrei ernährt. Zwischen der NZWS- und der Kontrollgruppe konnten keine signifikanten Unterschiede hinsichtlich der demografischen Daten festgestellt werden. Betroffene mit NZWS bevorzugen jedoch im Gegensatz zu Nicht-Betroffenen mehrheitlich Dinkelbrot und beziehen ihr Brot häufiger aus einem Bioladen.

Die Ergebnisse der Studie zeigen, dass die Diagnose der NZWS häufig selbst oder von Heilpraktikern gestellt wird. Es gibt Hinweise darauf, dass es entgegen der Empfehlung, bei NZWS eine glutenfreie Ernährung zu befolgen, möglicherweise ausreicht, auf bestimmte Getreidearten oder -verarbeitungsformen zu verzichten bzw. auf die Herstellungsmethode von Brot zu achten. Hierbei scheint besonders der Verzehr von Dinkel sowie der Bezug aus Bioläden für viele Betroffene sinnvoll zu sein.



Publication History

Article published online:
16 June 2020

© Georg Thieme Verlag KG
Stuttgart · New York