Aktuelle Ernährungsmedizin 2020; 45(03): 236
DOI: 10.1055/s-0040-1710256
Abstracts
Onkologie, Geriatrie, Gastroenterologie, Pneumologie

Einsatz nicht-invasiver Leberfunktionstests bei Patienten mit chronischem Darmversagen und parenteraler Ernährung

E Blüthner
1   Charité - Universitätsmedizin Berlin, Medizinische Klinik m.S. Hepatologie und Gastroenterologie CCM/CVK, Berlin, Germany
,
J Bednarsch
2   Uniklinik RWTH Aachen, Klinik für Allgemein-, Viszeral- und Transplantationschirurgie, Aachen, Germany
,
U-F Pape
3   ASKLEPIOS Klinik St. Georg, Innere Medizin und Gastroenterologie, Hamburg, Germany
,
M Karber
1   Charité - Universitätsmedizin Berlin, Medizinische Klinik m.S. Hepatologie und Gastroenterologie CCM/CVK, Berlin, Germany
,
S Pevny
1   Charité - Universitätsmedizin Berlin, Medizinische Klinik m.S. Hepatologie und Gastroenterologie CCM/CVK, Berlin, Germany
,
U Gerlach
4   Charité - Universitätsmedizin Berlin, Chirurgische Klinik, Berlin, Germany
,
A Pascher
5   Universitätsklinikum Münster, Klinik für Allgemein-, Viszeral- und Transplantationschirurgie, Münster, Germany
,
F Tacke
1   Charité - Universitätsmedizin Berlin, Medizinische Klinik m.S. Hepatologie und Gastroenterologie CCM/CVK, Berlin, Germany
,
M Stockmann
4   Charité - Universitätsmedizin Berlin, Chirurgische Klinik, Berlin, Germany
› Author Affiliations
 

Fragestellung Die Hepatopathie (Intestinal failure associated liver disease, IFALD) bei Patienten mit chronischem Darmversagen und Notwendigkeit einer langzeit-parenteralen Ernährung ist mit signifikanten Auswirkungen auf Morbidität und Mortalität behaftet. Klinische Arbeiten konnten bereits zeigen, dass frühzeitige Diagnosestellung und Therapie den Progress von IFALD verhindern können. Ziel dieser Studie war es daher den Einsatz nicht-invasiver Leberfunktionstests in diesem Patientenkollektiv zu evaluieren.

Methodik Patienten mit chronischem Darmversagen und parenteraler Ernährung wurden von 2014 - 2017 in einer prospektive Beobachtungsstudie in einen Querschnittsarm (n = 20) und Längsschnittarm (n= 90) eingeschlossen. Bei Studieneinschluss erhielten alle Patienten ein klinisches Labor, dynamische Leberfunktionstest (LiMAx, ICG Test), Elastographie (FibroScan), Ernährungs- und Lebensqualitätsassessement.Patienten des Längsschnittarms erhielten nach 6, 12 und 24 Monaten eine erneute Studienvisite.

Ergebnis Im Querschnittsarm zeigten LiMAx-, ICG-Test und FibroScan zeigten eine signifikante Korrelation mit laborchemischen Leberwerten. Die multivariable Analyse identifizierte ein reseziertes Ileum (p = 0,010), Kurzdarmtyp I nach Messing (p = 0,025), erniedrigtes Serum Citrullin (p = 0,040), erhöhte parenterale Olivenölgabe (p = 0,043) und fehlende orale Nahrungsaufnahme (p = 0,040) als Risikofaktoren für eine reduzierte Leberfunktion im LiMAx-Test, wohingegen mittels ICG-Test und FibroScan keine signifikante Korrelation mit laborchemischen, gastrointestinalen und ernährungsassoziierten Parametern nachgewiesen werden konnte.

Im Längsschnittarm zeigten Patienten mit hohem Bedarf an parenteraler Ernährung einen kontinuierlichen Abfall der Leberfunktion im LiMAx Test von Studieneinschluss bis 24 Monate (580 [411 - 671] vs. 328 [251 - 370]µg/kg/h), bevor sich Veränderungen im klinischem Labor, ICG Test und FibroScan gezeigt hatten.

Schlussfolgerung Im Querschnittsarm zeigte der LiMAx Test eine signifikante Korrelation mit etablierten Risikofaktoren für IFALD in der multivariaten Analyse, wohingegen der Nachweis mittels ICG Test und FibroScan nicht gelungen ist. Auch im Längsschnittarm konnte mittels LiMAx Test ein Progress der Hepatopathie vorzeitig detektiert werden. Unsere Ergebnisse legen nahe, dass der LiMAx-Test das Potenzial hat Risikopatienten für IFALD frühzeitig zu identifizieren und somit deren Langzeitprognose zu verbessern.



Publication History

Article published online:
16 June 2020

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