Aktuelle Ernährungsmedizin 2020; 45(03): 232
DOI: 10.1055/s-0040-1710245
Abstracts
Adipositas, Metabolisches Syndrom

Auswirkungen einer Lebensstilveränderung auf die intestinale Permeabilität bei adipösen TeilnehmerInnen eines Gewichtsreduktionsprogramms

B Seethaler
1   Institute of Nutritional Medicine, University of Hohenheim, Stuttgart, Germany
,
S Beetz
1   Institute of Nutritional Medicine, University of Hohenheim, Stuttgart, Germany
,
M Basrai
1   Institute of Nutritional Medicine, University of Hohenheim, Stuttgart, Germany
,
A Schweinlin
1   Institute of Nutritional Medicine, University of Hohenheim, Stuttgart, Germany
,
J Walter
2   Department of Agricultural, Food & Nutritional Science and Department of Biological Sciences, University of Alberta, Edmonton, Canada
,
M Laville
3   Rhône-Alpes Research Center for Human Nutrition, Lyon, France
,
NM Delzenne
4   Louvain Drug Research Institute, Université catholique de Louvain, Brussels, Belgium
,
SC Bischoff
1   Institute of Nutritional Medicine, University of Hohenheim, Stuttgart, Germany
› Author Affiliations
 

Eine fettreiche Ernährung und Übergewicht gehen mit einer erhöhten intestinalen Permeabilität (IP) einher, wodurch es zu einem permanenten Durchfluss von Bakterien- und Bakterienbestandteilen kommen kann (Agusti et al., 2018). Die hierdurch entstehende chronisch-subklinische Inflammation kann die Entstehung und das Voranschreiten von metabolischen Erkrankungen fördern. Ein wichtiger Regulator der IP ist die intestinale Mikrobiota, welche vor allem durch die Produktion kurzkettiger Fettsäuren (SCFA) aus Ballaststoffen die Darmbarriere stärken und die IP senken kann.

Die IP kann sich bei stark Übergewichtigen im Rahmen einer Gewichtsreduktion wieder normalisieren (Damms-Machado et al., 2017). Hier soll anhand eines größeren Kollektivs derselben Untersuchung überprüft werden, ob sich die Effekte mit Lipopolysaccharide Binding Protein (LBP), einem IP-Marker, bestätigen lassen und ob sich dieser Effekt auf die SCFA zurückführen lässt.

Insgesamt wurden 50 adipöse TeilnehmerInnen (w: n = 36; Alter: 46 ± 13 Jahre; BMI: 41,2 ± 8,1 kg/m2) eines einjährigen, multimodalen Gewichtsreduktionsprogramms eingeschlossen. Das Programm beinhaltet eine initiale dreimonatige very low calorie diet, sowie wöchentliche Gruppenschulungen zu Ernährung, Verhalten und Bewegung. Vor Beginn (ZP0), nach 6 Monaten (ZP6) und nach einem Jahr (ZP12) wurden Stuhl- und Blutproben auf folgende Parameter untersucht: LBP im Plasma mittels Enzyme-linked Immunosorbent Assay, Mikrobiom-Analyse mittels 16S rRNA sequencing sowie SCFA im Stuhl mittels Gaschromatographie (u.a. Buttersäure, Essigsäure, Propionsäure).

Im Laufe des Programms sank die Konzentration von LBP (ZP0-ZP6: -448 ng/ml, p <  0,001; ZP0-ZP12: -685 ng/ml, p <  0,001) sowie die Gesamt-SCFA (ZP0-ZP6: -1.5 mg/g, p = 0,029; ZP0-ZP12: -1.2 mg/g, p = 0,020). Es gab keine Korrelationen zwischen LBP und den SCFA. Die relative Häufigkeit der SCFA-produzierenden Gattungen Collinsella (ZP0-ZP6: - 0,4 %, p = 0,001) und Roseburia (ZP0-ZP12: - 1,3 %, p = 0,015) nahm ab.

Durch die Intervention sank die IP, was sich schützend auf metabolische Erkrankungen auswirken kann. Entgegen der Vermutung ließ sich diese Beobachtung nicht durch einen Anstieg der fäkalen SCFA-Konzentration erklären.



Publication History

Article published online:
16 June 2020

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