Aktuelle Ernährungsmedizin 2020; 45(03): 229-230
DOI: 10.1055/s-0040-1710239
Abstracts
Prävention, Lebensstil

Eine Lebensstil-Intervention mit mediterraner Ernährung bei Frauen mit genetischem Brustkrebsrisiko (LIBRE Studie) führt zu Veränderungen der Serum-Aminosäuren

B Seethaler
1   Institute of Nutritional Medicine, University of Hohenheim, Stuttgart, Germany
,
M Basrai
1   Institute of Nutritional Medicine, University of Hohenheim, Stuttgart, Germany
,
C Engel
2   Institute for Medical Informatics, Statistics and Epidemiology, University of Leipzig, Leipzig, Germany
,
M Siniatchkin
3   Institute for Medical Psychology and Sociology, University Hospital Schleswig-Holstein, Kiel, Germany
,
M Halle
4   Department of Prevention and Sports Medicine, Klinikum Rechts der Isar, Technical University Munich, München, Germany
,
M Laville
5   Rhône-Alpes Research Center for Human Nutrition, Lyon, France
,
J Walter
6   University of Alberta, Department of Agricultural, Food & Nutritional Science and Department of Biological Sciences, Alberta, Canada
,
M Kiechle
7   Department of Gynecology and Center for Hereditary Breast and Ovarian Cancer, Klinikum Rechts der Isar, Technical University Munich, München, Germany
,
NM Delzenne
8   Université catholique de Louvain, Louvain Drug Research Institute, Brussels, Belgium
,
SC Bischoff
1   Institute of Nutritional Medicine, University of Hohenheim, Stuttgart, Germany
› Author Affiliations
 

Frauen mit Mutation im BRCA1/2 Gen haben ein erhöhtes Risiko für Brustkrebs. Es existieren bislang keine zufriedenstellenden Präventionsstrategien.

Die mediterrane Ernährung (MedE) geht ebenso wie Sport mit einer geringeren Inzidenz und verbesserten Prognose von sporadischem Brustkrebs einher. Die Zufuhr und das Vorkommen einiger Aminosäuren (AS) im Blut nach dem Verzehr von überwiegend pflanzlichen Lebensmitteln sowie von wenig rotem und verarbeitetem Fleisch könnten neben anderen Mechanismen dabei eine bisher kaum beachtete Rolle spielen. Tumorzellen haben einen veränderten AS-Stoffwechsel und Frauen mit Brustkrebs weisen Veränderungen einiger AS im Blut auf (Lieu et al., 2020). Hier soll untersucht werden, ob eine Lebensstilveränderung mit MedE die Zusammensetzung der AS im Serum verändert.

Die randomisierte LIBRE-Studie untersucht neben kurzfristig messbaren Einflüssen von körperlicher Aktivität und der Umsetzung der MedE im Langzeit-Follow-up, ob eine Lebensstil-Intervention zur Krebsprävention bei Hochrisikopatientinnen beitragen kann. Die Interventionsgruppe (IG) erhält ein zwölfmonatiges Sport- und Ernährungsprogramm, die Kontrollgruppe (KG) eine einmalige Ernährungsschulung zu den Empfehlungen der Deutschen Gesellschaft für Ernährung sowie den Vorteilen körperlicher Aktivität. Die Ädhärenz zur MedE wird mit dem Mediterranean Diet Adherence Screener (MEDAS; je höher, desto höher die Umsetzung) überprüft. Im Serum von 107 Probandinnen wurden AS massenspektrometrisch zu Studieneinschluss (SE), nach drei (V1) und zwölf (V2) Monaten bestimmt.

In der IG stieg der MEDAS deutlich (SE-V1: +21 %, p <  0,0001; SE-V2: +12 %, p <  0,001), in der KG zeigte sich ein geringer Anstieg zwischen SE und V2 (+6 %, p <  0,001). Die AS Glutamin im Serum ist in der IG gesunken (SE-V1: - 16,4 µmol/l, p <  0,05). In beiden Gruppen stiegen die Serumspiegel der AS Arginin (SE-V1: IG, +7 µmol/l, p = 0,015; KG, +6 µmol/l, p <  0,001) und Isoleucin (SE-V1: IG, +12 µmol/l, p = 0,028; KG, +11 µmol/l, p = 0,041). Der MEDAS in der IG korrelierte invers mit Lysin (r = - 0,349; p = 0,008).

Tumorzellen können durch Glutamin zur Proliferation stimuliert werden (Demas et al., 2019). Bei Brustkrebspatientinnen wurden verminderte Arginin- und Isoleucinspiegel beobachtet, zudem scheint Lysin das Tumorwachstum begünstigen zu können (Chen et al., 2018). Die Intervention erzielte somit potenziell günstige Veränderungen der AS im Serum von Brustkrebs-Risikopatientinnen.



Publication History

Article published online:
16 June 2020

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