Aktuelle Ernährungsmedizin 2020; 45(03): 221
DOI: 10.1055/s-0040-1710216
Abstracts
Screening, Assessment, Körperzusammensetzung

Online-Befragung von Ernährungsfachkräften mit klinischem Arbeitsfeld in Deutschland zum Thema Variablen des Ernährungsassessment

C Girsemihl
1   Vivantes Humboldt Klinikum, Zentrum für Ernährungsmedizin, Berlin, Germany
,
B Blumenschein
2   Blumenschein, Diät- und Ernährungstherapie, Münster, Germany
,
B Shamsul
3   Europäische Fachhochschule, Rheine, Germany
› Author Affiliations
 

Fragestellung Ernährungsmedizin mit dem Schwerpunkt Ernährungstherapie behandelt in deutschen Krankenhäusern PatientInnen mit ernährungsbedingten Erkrankungen. Grundvoraussetzung für jegliches ernährungstherapeutische Handeln ist ein von qualifizierten Ernährungsfachkräften erhobenes Ernährungsassessment. Ein Ernährungsassessment beinhaltet unterschiedliche, national und international nicht standardisierte Komponenten. Ziel der Studie war eine Erhebung der in deutschen Kliniken angewendeten Assessmentmethoden.

Methodik In einem standardisierten, halboffenen Fragebogen gaben Ernährungsfachkräfte (DiätassistentInnen, ErnährungswissenschaftlerInnen und ÖkotrophologInnen) (N= 59) eine Selbstauskunft zur regelhaften klinischen Nutzung verschiedener Variablen im Ernährungsassessment (Erhebungszeitraum Mai 2019). Leitend war die Frage, welche Details der personenbezogenen Daten, Krankengeschichte, Ernährungsanamnese, Laborparameter, welches Mangelernährungsscreening und welche körperlichen Untersuchungen, anthropometrische Daten und Messungen der Körperzusammensetzung sowie Berechnungen für die Ernährungsintervention standardisiert als Teil des Ernährungsassessments in Kliniken erhoben werden. Die Daten wurden mittels einer dreistufigen Likert-Skala (ja, nein, nur wenn nötig) erfasst und über die relative Häufigkeit, die in häufig, weniger häufig und selten prozentual eingeteilt wurde, ausgewertet.

Ergebnis Ernährungsfachkräfte gaben an, mit einer relativen Häufigkeit von mindestens 70 %, folgende Variablen regelhaft bei PatientInnen zu erheben: Name, Vorname, Geburtsdatum, Alter, Geschlecht, Gewicht, Größe, BMI, NRS, aktuelle Medikation, Diagnosen, gastrointestinale-Symptome, Schluckstörungen, 24 h Recall, Abneigungen gegenüber Lebensmitteln, Art der Sonde (PEG, PEJ, FKJ, nasogastral usw.), Gewichtsverlust, Nahrungsmittelallergien, Unverträglichkeiten/Intoleranzen, Berechnung enteraler Ernährung, Energiebedarf, Eiweißbedarf, Zielkalorien.

Schlussfolgerung Zwar werden die wesentlichen Variablen für die Ernährungstherapie im Assessment regelhaft erhoben. Aufgrund fehlender Richtlinien zur Erhebung eines Ernährungsassessments bleibt die Entscheidung zu erfassender Parameter im Assessment jedoch in der Verantwortung der jeweiligen Ernährungsfachkräfte. Um eine qualitativ hochwertige konsekutive Ernährungstherapie flächendeckend zu garantieren, wird die Vereinheitlichung des klinischen Ernährungsassessments deutschlandweit empfohlen.



Publication History

Article published online:
16 June 2020

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