Gesundheitswesen 2020; 82(05): 471
DOI: 10.1055/s-0040-1709025
Vorträge und Poster

Bedarf- & Bedürfniserhebung zur Gesundheitskompetenz von steirischen MigrantInnen

A Hesele
FH JOANNEUM, Bad Gleichenberg, Österreich
,
FM Amort
FH JOANNEUM, Bad Gleichenberg, Österreich
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Hintergrund Vierzehn Prozent der steirischen Bevölkerung sind MigrantInnen, die oftmals durch gesundheitliche, soziale und ökonomische Belastungen, ethnische und kulturelle Faktoren, einen schlechteren Zugang zum Gesundheitssystem und eine niedrigere Gesundheitskompetenz vulnerabler sind als die autochthone Bevölkerung. Im Rahmen dieser Masterarbeit wurden Bedarfe und Bedürfnisse zur Gesundheitskompetenz von erwachsenen steirischen MigrantInnen und Verbesserungsvorschläge laut ExpertInnen erarbeitet, die sich sowohl auf die individuelle Ebene der Betroffenen, als auch auf die organisationale Ebene von migrantischen Kulturvereinen beziehen.

Methode Strukturierte Literaturrecherche, fünf ExpertInneninterviews, eine Fokusgruppendiskussion mit vier ExpertInnen austranskulturellen Vereinen, Auswertung mit MAXQDA nach Mayring.

Ergebnisse Aus der Literaturrecherche geht hervor, dass MigrantInnen Probleme haben, muttersprachliche Angebote und Informationen zu finden und damit, zu entscheiden, ob Gesundheitsinformationen glaubwürdig sind oder nicht. Die Literaturrecherche ergab zudem, dass der Ansatz, Vereine als Einrichtungen für organisationale Gesundheitskompetenz zusehen, neu ist. Laut den ExpertInnen sind DolmetscherInnen, psychotherapeutische Angebote und Systeminformationen die zentralen Bedarfe und eine Verankerung von Mehrsprachigkeit im Gesundheitssystem und interkulturelles Verständnis des Personals die wichtigsten Bedürfnisse der Zielgruppe. Demzufolge sind als wichtigste Maßnahme für eine Gesundheitskompetenzsteigerung von MigrantInnen DolmetscherInnen im System zur Verfügung zu stellen. Ein migrantischer Kulturverein könnte durch das Anbieten von Gesundheitskommunikationskursen oder den Einsatz von MultiplikatorInnen zur Verbesserung der Gesundheitskompetenz seiner Mitglieder beitragen, benötigt dafür aber eine stabile Basisfinanzierung.

Schlussfolgerung Für die sehr heterogene Gruppe der MigrantInnen ist eine generelle Verankerung von Mehrsprachigkeit im österreichischen Gesundheitssystem, besonders von Bedeutung, um eine Verbesserung der individuellen Gesundheitskompetenz und der gesundheitlichen Chancengleichheit zu erzielen.



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Article published online:
26 May 2020

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