Gesundheitswesen 2020; 82(05): 467
DOI: 10.1055/s-0040-1709010
Vorträge und Poster

Diskurse zu Dimensionen und Determinanten der Gesundheit von älteren HIV-Positiven Menschen

FM Amort
1   Universität Klagenfurt, Interdisziplinäres Doktoratsstudium Palliative Care & OrganisationsEthi, Klagenfurt, Österreich
,
E Reiterer
2   Universität Wien, Institut für Pflegewissenschaft, Wien, Österreich
,
K Heimerl
2   Universität Wien, Institut für Pflegewissenschaft, Wien, Österreich
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Hintergrund In Österreich leben 9000 HIV-positive Menschen (PLHIV) und Therapien ermöglichen ihnen eine normale Lebenswartung. Der Anteil der älteren über 50jährigen PLHIV liegt bei 30 %. Diese Arbeit analysiert, welche Dimensionen und Determinanten von Gesundheit (G) bei älteren PLHIV aktuell thematisiert werden, und welchen Beitrag Palliative Care (PC) zum Wohlbefinden älterer PLHIV leisten kann.

Methoden Deduktiv/induktive Analyse von 60 selektiv/strukturiert identifizierter Textfragmenten: Hermeneutische bzw. inhaltsanalytische Analyse des Interdiskurses (Literatur, Medien) sowie strukturierter Review zur Analyse des wissenschaftlichen Spezialdiskurses mittels MAXQDA.

Ergebnisse Gesundheit älterer PLHIV wird (da das Älterwerden mit HIV und damit verbundene Unsicherheiten Ängste auslösen) primär über emotionale G, zweitens über soziale G (als zentraler Beitrag zur Lebensqualität) und drittens über psychische G verhandelt. Sexuelle G wird nur in literarischen Texten behandelt, Spiritualität ist die am wenigsten identifizierbare Gesundheitsdimension. Die Analyse der Gesundheitsdeterminanten zeigt: Die soziale Ebene steht (insofern Netzwerke vorhanden sind) für die Steigerung des Wohlbefindens und ermöglicht Sinn stiftende Tätig. Die gesellschaftliche Ebene wird mit Überschneidungen von Community- und HIV-spezifischen Diskriminierungen und Ageism als Bedrohung des Wohlbefindens wahrgenommen. PLHIV artikulieren aber auch Ängste vor Diskriminierung in Gesundheitseinrichtungen. Weibliche PLHIV sind im Diskurs dabei weniger präsent als Männern. Im Wissenschaftsdiskurs gewinnt das Frailty-Konzept an Bedeutung. Medienberichte zeigen aber, dass die PLHIV selbst andere Schwerpunkte in der Themengewichtung setzen.

Schlussfolgerungen PC kann mit Referenz zur „Early Care“ und einer Public Health Orientierung, begleitender Forschung zu den Schnittstellen von HIV- und allgemeiner Altersversorgung und zu den aktuell wenig beachteten Dimensionen der sexuellen und spirituellen Gesundheit zum Wohlbefinden älterer PLHIV beitragen.



Publication History

Article published online:
26 May 2020

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