Gesundheitswesen 2020; 82(05): 465-466
DOI: 10.1055/s-0040-1709006
Vorträge und Poster

Steigerung des sozialen Kapitals durch kultur- & sprachsensible Versorgungsansätze im Gesundheitswesen

Y Behrens
FOM Hochschule für Ökonomie und Management, Essen, Deutschland
,
P Langer
FOM Hochschule für Ökonomie und Management, Essen, Deutschland
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Hintergrund Die Zunahme soziokultureller Vielfalt im Gesundheitswesen stellt einerseits eine Bereicherung dar und ist andererseits mit Herausforderungen verbunden. Insbesondere gelungener Kommunikation kommt im Gesundheitswesen eine Schlüsselfunktion zu, da sie den Zugang zu gesundheitlichen Leistungen ermöglicht. Im Rahmen von zwei qualitativen Studien wurde anhand der kultursoziologischen Theorie Bourdieus untersucht, welche Rolle „Sprache“ als soziales Kapital für gesundheitliche Teilhabe und den Versorgungsprozess im Kontext von Migration und Demenz zukommt.

Methoden Die Erkenntnisse der qualitativen sozial- und sprachwissenschaftlichen Forschungsprojekte „ToP (Teilprojekt NRW)[1]“ und „Rezeptiver und produktiver Wortschatz polnisch-deutscher bilingualer Demenzerkrankter“ wurden separat ausgewertet und anschließend miteinander verknüpft. Die erhobenen Daten im ToP-Projekt basieren auf einer Beobachtungsstudie in Medizin und Pflege, die systematisch protokolliert und mittels Dokumentarischer Methode mit MAXQDA nach induktiver Vorgehensweise ausgewertet wurde. Die Erkenntnisse des sprachwissenschaftlichen Projekts basieren auf auditiven Aufnahmen der Morgenpflege von PatientInnen mit Migrationshintergrund in stationären Pflegeeinrichtungen und wurden mittels der sprachwissenschaftlichen Methode der Gesprächsanalyse aufgearbeitet.

Ergebnisse Die beiden Studien belegen, dass eine muttersprachliche Anrede sowie ein kultursensibler Umgang Zugangsbarrieren im Gesundheitswesen abbaut und damit gesundheitliche Teilhabe steigert. Hierdurch steigert sich ebenfalls das soziale Kapital der PatientInnen und MitarbeiterInnen. Besonders mehrsprachige PatientInnen mit Demenz profitieren von muttersprachlicher Kommunikation.

Schlussfolgerung Die Studien belegen die Bedeutung kultur- und sprachsensibler Ansätze für eine patientenzentrierte Versorgung mit gleichberechtigten Teilhabechancen, welche vermehrt eingesetzt werden sollten.

[1] ToP= Teilhabe durch soziokulturelle Öffnung? (Post-) migrantische Fachkräfte und Patient*innen im institutionellen Wandel am Beispiel von Medizin und Pflege (ToP)



Publication History

Article published online:
26 May 2020

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