Gesundheitswesen 2020; 82(05): 458
DOI: 10.1055/s-0040-1708981
Vorträge und Poster

Die soziale Dimension der Digitalisierung: Ein empirischer Einblick in Österreichs Spitäler

A Franczukowska
Donau-Universität Krems, Krems, Österreich
,
E Krczal
Donau-Universität Krems, Krems, Österreich
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Hintergrund Der digitale Wandel durchdringt kontinuierlich das Gesundheitswesen und stellt viele Gesundheitseinrichtungen vor eine große Herausforderung. Die vorliegende Studie rückt die soziale Dimension der Digitalisierung in den Vordergrund und untersucht, wie Digitalisierung aus Sicht der Spitalsbelegschaft wahrgenommen wird. Konkret soll erforscht werden, mit welchen Erwartungen, Einstellungen und Ängsten der digitale Wandel einhergeht und welche Bewältigungsstrategien gesetzt werden.

Methoden Die Studie basiert auf einer qualitativen Methodentriangulation. Die Datenerhebung erfolgte in einem öffentlichen Krankenhaus in Ostösterreich und in einem privaten Krankenhaus in Südösterreich. Dabei wurden in jeder Organisation Fokusgruppen mit jeweils 5-8 Beschäftigten (ÄrztInnenschaft, Pflegepersonal, medizinisch-technischer Dienst, Verwaltungspersonal) durchgeführt sowie Einzelinterviews mit dem Topmanagement und mittleren Management aus Medizin, Pflege und Verwaltung. Zusätzlich fanden Betriebsführungen und Dokumentenanalysen statt.

Ergebnisse Das Spitalswesen unterliegt einem rasanten digitalen Wandel, der sowohl positiv als auch negativ wahrgenommen wird. Einerseits birgt er große Chancen der Prozessoptimierung und Arbeitserleichterung, andererseits erfordert er einen laufenden Umdenk- und Umlernprozess, trägt zur Prozessbeschleunigung und einer erhöhten Arbeitsintensität / Stress bei. Die größten Befürchtungen der Belegschaft bestehen hinsichtlich zunehmender Überwachung, Rationalisierungsmaßnahmen (Verwaltung), Systemausfällen / Datenverlust und einer Entmenschlichung der Organisation. Zur Bewältigung der Digitalisierung werden sowohl individuelle als auch organisationale Strategien gesetzt. Dabei konnten auch Generationen- und Berufsgruppenunterschiede beobachtet werden.

Schlussfolgerungen Ausgehend von den gewonnenen Erkenntnissen werden konkrete Handlungsempfehlungen für das Krankenhausmanagement abgeleitet, wie die Belegschaft bei der Bewältigung der aktuellen und zukünftigen Anforderungen einer digitalen Arbeitswelt unterstützt werden kann. Dies impliziert eine menschenzentrierte Digitalisierungsstrategie einschließlich des Abbaus von Ängsten / Vorurteilen, des Ausbaus des EDV-Supports, der kontinuierlichen Förderung digitaler Kompetenzen der Belegschaft sowie der Auswahl geeigneter Lernsettings.



Publication History

Article published online:
26 May 2020

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Stuttgart · New York