Gesundheitswesen 2020; 82(05): 457-458
DOI: 10.1055/s-0040-1708979
Vorträge und Poster

Aktivitätseinschränkungen in den letzten Jahren des Lebens: Eine Frage der Todesursache?

E Stolz
1   Medizinische Universität Graz, Institut für Sozialmedizin und Epidemiologie, Graz, Österreich
,
T Gill
2   Department of Internal Medicine, Yale School of Medicine, New Haven, USA
,
H Mayerl
1   Medizinische Universität Graz, Institut für Sozialmedizin und Epidemiologie, Graz, Österreich
,
W Freidl
1   Medizinische Universität Graz, Institut für Sozialmedizin und Epidemiologie, Graz, Österreich
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Hintergrund Es gibt beachtliche interpersonelle Unterschiede hinsichtlich des Grads von körperlichen Aktivitätseinschränkungen in den letzten Lebensjahren, und ein besseres Verständnis dieser Verläufe könnte die medizinische und pflegerische Versorgung verbessern. Im Rahmen dieser Arbeit soll untersucht werden wie sich Aktivitätseinschränkungen in den letzten drei Lebensjahren nach dem Typ der Grunderkrankung bzw. der Todesursache unterscheiden.

Methoden Basierend auf 21.576 monatlichen Beobachtungen während der letzten drei Lebensjahre von 635 verstorbenen Personen der Yale PEP Studie wurden nicht-lineare Verläufe von Aktivitätseinschränkungen (Reichweite: Gesamt = 0-12; ADL = 0-4, IADL = 0-5, Mobilität = 0-3) in Abhängigkeit von der Todesursache (plötzlicher Tod, Krebserkrankung, Organversagen, Gebrechlichkeit / schwere Demenz) mittels gemischter Regressionsmodelle untersucht.

Ergebnisse Plötzliche Todesfälle zeigten nur wenige Einschränkungen bis zum Tod. Krebstote zeigten begrenzte Einschränkungen bis etwa 6 Monate vor dem Tod, wonach ein steiler, terminaler Anstieg der Einschränkungen einsetzte. Im Vergleich dazu waren Personen die an Organversagen starben sowie gebrechliche / demente Personen stärker eingeschränkt und der Verlauf kontinuierlicher, d.h. ohne klar abgrenzbare terminale Phase. Die Todesursache erklärte einen beträchtlichen zusätzlichen Anteil interpersoneller Varianz der Aktivitätseinschränkungen (von R2 = 0.31 auf R2 = 0.45) zusätzlich zu anderen Risikofaktoren. Kurzfristige Fluktuationen bei Einschränkungen waren stärker ausgeprägt bei Personen die an einer Krebserkrankung bzw. Organversagen verstarben als bei jenen die an Gebrechlichkeit / Demenz verstarben bzw. einen plötzlichen Tod starben.

Schlussfolgerungen Die Grunderkrankung bzw. spätere Todesursache ist eine bedeutende Determinante von Aktitivätseinschränkungen in den letzten Lebensjahren. Diese Informationen können dabei helfen die kurative, palliative und pflegerische Versorgung am Ende des Lebens zu verbessern.



Publication History

Article published online:
26 May 2020

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