Gesundheitswesen 2020; 82(05): 455-456
DOI: 10.1055/s-0040-1708973
Vorträge und Poster

Implementierung eines HPV-Tests in dieFrüherkennung auf Gebärmutterhalskrebs in Österreich

I Zechmeister-Koss
1   Austrian Institute for Health Technology Assessment, Wien, Österreich
,
G Sroczynski
2   Institut für Public Health, Medical Decision Making und HTA, UMIT-Private Universität für Gesundheitswissenschaften, Medizinische Informatik und Technologie, Hall i. Tirol, Österreich
,
S Wolf
1   Austrian Institute for Health Technology Assessment, Wien, Österreich
,
E Fuchs
1   Austrian Institute for Health Technology Assessment, Wien, Österreich
› Author Affiliations
 

Hintergrund Die Früherkennung des Gebärmutterhalskrebses erfolgt seit den 70er Jahren mit einem zytologischen Verfahren (Pap-Abstrich). Mittlerweile existiert der humane Papillomaviren (HPV)-Test, der entweder als Primärscreeningtest anstelle des Pap-Tests oder in Kombination mit dem Pap-Abstrich sowie als Abklärungstest nach einem positiven Pap-Abstrich eingesetzt werden kann. Dieser Beitrag untersucht organisatorische und logistische Voraussetzungen, sowie den gesundheitlichen Nutzen und die budgetären Folgen verschiedener HPV-Test Strategien in Österreich.

Methoden Die Darstellung der organisatorischen und logistischen Anforderungen basiert auf einer Handsuche zur internationalen Implementierungsliteratur des HPV-Tests. Für die Schätzung von Nutzen und Budgetfolgen wurde ein entscheidungsanalytisches Markov-Modell, das mit österreichischen Daten parametrisiert wurde, herangezogen.

Ergebnisse Ein HPV-Primärscreening erfordert die Etablierung eines organisierten Screening-Programms mit allen dafür nötigen Bestandteilen (z.B. Einladungssystem, Information). Veränderungen in der Personalstruktur und Laborlandschaft sind zu erwarten. Das organisierte Screening-Programm mit HPV-Primärtestung (ab 30 Jahren/3-Jahresintervall) zeigte die geringsten Zervixkarzinomneuerkrankungen und -todesfälle, ging jedoch mit deutlich höheren Nettokosten im Vergleich zum derzeitigen jährlichen opportunistischen Pap-Primärscreening einher (146 Mio. vs. 98 Mio./Jahr). Eine Einführung einer opportunistischen HPV-Pap Ko-Testung ginge in Abhängigkeit vom Screeningintervall mit ähnlichen oder höheren Nettokosten, aber geringerem Nutzen einher. Ein HPV-Abklärungstest im derzeitigen Pap-Primärscreening hat weniger strukturelle Veränderungen und geringere Nettokosten zur Folge (91 Mio. pro Jahr), allerdings bei deutlich geringerem Nutzen im Vergleich zum organisierten Screening.

Schlussfolgerungen Bei einer Implementierung des HPV-Tests als Primärscreeningverfahren ist in Abhängigkeit vom Setting ein höherer Nutzen bei höheren Nettokosten im Vergleich zum derzeitigen opportunistischen Pap-Screening zu erwarten. Für eine Systemumstellung in ein HPV-Test-basiertes organisiertes Screening-Programm sind begleitende Strategien zur Akzeptanz aller beteiligten Akteure nötig.



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Article published online:
26 May 2020

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