Gesundheitswesen 2020; 82(05): 448
DOI: 10.1055/s-0040-1708948
ÖGPH Kompetenzgruppen Symposien

Entwicklung Demenzfreundlicher Gemeinden – Ergebnisse aus der Bedürfniserhebung mit betreuenden Angehörigen und BürgerInnen im Projekt LEBENDiG

P Plunger
1   Universität Wien, Institut für Pflegewissenschaft, Wien, Österreich
,
G Malli
2   Styria vitalis, Bereich: Kommunale Gesundheitsförderung, Graz, Österreich
,
C Fadengruber
2   Styria vitalis, Bereich: Kommunale Gesundheitsförderung, Graz, Österreich
,
I Jungwirth
2   Styria vitalis, Bereich: Kommunale Gesundheitsförderung, Graz, Österreich
,
K Manninger
2   Styria vitalis, Bereich: Kommunale Gesundheitsförderung, Graz, Österreich
,
K Heimerl
1   Universität Wien, Institut für Pflegewissenschaft, Wien, Österreich
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Hintergrund Das Projekt LEBENDiG wird im Zeitraum von 2,5 Jahren in drei ländlichen Gemeinden in der Oststeiermark durchgeführt. Ziel des Projekts ist es, aufbauend auf bestehenden Strukturen und Initiativen, gemeinsam mit AkteurInnen aus den Gemeinden kommunale Sorgenetzwerke aufzubauen und die soziale Teilhabe von Menschen mit Demenz zu stärken, Wissen und Kompetenzen zum Thema Demenz zu fördern.

Methoden Im Rahmen der Bedürfniserhebung wurden pro Gemeinde je eine Fokusgruppe mit betreuenden Angehörigen (18 Personen, davon 14 Frauen) und mit BürgerInnen (24 Personen, davon 22 Frauen), eine gemeindeübergreifende Bedarfserhebung mit Apotheken und Hausarztpraxen und Gespräche mit Menschen mit Demenz (walking interviews, geplant 2/Gemeinde) durchgeführt.

Ergebnisse Wichtige Themen für betreuende Angehörige waren die Unterstützung durch die Familie und in der Nachbarschaft, die Erwartungen an die Hauptbetreuungsperson, Wissen über Unterstützungsleistungen und das Vorhandensein flexibler professioneller Unterstützung sowie der Alltag in der Gemeinde. BürgerInnen thematisierten Schwierigkeiten im Umgang mit Menschen mit Demenz: Neben Verunsicherung und Überforderung wird vor allem mangelndes Wissen und der Wunsch nach Sensibilisierung der Bevölkerung genannt. Sie berichteten aber auch über positive Erfahrungen in der Begegnung mit Menschen mit Demenz: Ihnen ist es Anliegen, deren Ressourcen sichtbar zu machen. Soziale Kontakte, sozialer Zusammenhalt und sozialer Austausch dort, wo sie leben, werden für sie persönlich und für Menschen mit Demenz als ganz besonders wichtig eingeschätzt.

Schlussfolgerungen Einige Ergebnisse deuten auf spezifische Ressourcen und Herausforderungen im Umgang mit Demenz im ländlichen Raum hin: Rollenerwartungen an weibliche Betreuungspersonen v.a. in einer landwirtschaftlich geprägten Region, und Erfahrungen mit und Erwartungen an tradierte Unterstützungsformen, insbesondere Nachbarschaftshilfe.



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Article published online:
26 May 2020

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