Gesundheitswesen 2020; 82(05): 446
DOI: 10.1055/s-0040-1708942
ÖGPH Kompetenzgruppen Symposien

Online-Suizidprävention via Suchmaschinen: Nicht gleich für alle? Ein Überblick über Forschungsergebnisse zu Googles „Suizid-Präventions-Resultat“ und die „globale digitale Kluft“ im Zugang zu präventiver Gesundheitsinformation.

F Arendt
Universität Wien, Wien, Österreich
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Dieser Vortrag ist Teil des Symposiums Forschungs- und Präventionsaspekte im Public Mental Health Bereich: Symposium der ÖGPH Kompetenzgruppe Public Mental Health

Suizid ist ein globales Public Health Problem. Jährlich sterben weltweit in etwa 800.000 Menschen an Suizid. Die Medien spielen eine wichtige Rolle für die Suizidprävention. Ein Großteil unseres Wissens über die Rolle der Medien stammt jedoch aus Studien, die in traditionellen Medienumgebungen durchgeführt wurden.

Das Internet und im Speziellen Suchmaschinen haben die Situation radikal verändert. So führte etwa Google ein „Suizid-Präventions-Resultat“ (SPR) ein, welches bei spezifischen Suchanfragen (z.B. „schmerzfreie Suizidmethode“) angezeigt wird und auf professionelle Hilfe hinweist (z.B. Telefonseelsorge). Das SPR bietet präventive Information in Form einer Infobox, welche an prominenter Stelle, d.h. vor allen anderen Suchresultaten, angezeigt wird. Im besten Fall trägt das SPR zur Rettung von Leben suizidaler UserInnen bei.

Leider legt Google die algorithmische Entscheidungsfindung nicht offen. Bisherige Arbeiten unter Mitarbeit des Autors zeigen jedoch, dass die Präsentationshäufigkeit des SPRs davon abhängt, von wo aus NutzerInnen nach suizidbezogenen Begriffen suchen. So zeigte sich etwa, dass das SPR häufiger in den USA angezeigt wurde als in Deutschland oder Indien. Google trägt damit zu einer globalen digitalen Kluft („global digital divide“) hinsichtlich relevanter Gesundheitsinformation bei, welche möglicherweise lethale Folgen hat. Suizidale (und nicht suizidale) UserInnen in gewissen Ländern wird folglich häufiger professionelle Hilfe angeboten. Es gibt auch Unterschiede innerhalb eines Landes: hier kommt es darauf an, in welcher Sprache UserInnen nach suizidrelevanten Suchbegriffen suchen.

Im Vortrag wird der Stand der Forschung vorgestellt und aktuellste Daten aus Österreich vorgestellt.



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Article published online:
26 May 2020

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