Ökonomische Folgen mangelnder körperlicher Aktivität

Hintergrund Die gesundheitlichen Auswirkungen mangelnder körperlicher Aktivität sind hinlänglich bekannt. Die damit einhergehenden ökonomischen Konsequenzen auf gesellschaftlicher Ebene werden jedoch zu wenig beachtet. Kostendaten sind eine Informationsbasis zur evidenzbasierten Ressourcenpriorisierung im Zusammenhang mit der Gesundheitsplanung und können einen Impuls für verstärkte gesundheitspolitische und sektorenübergreifende Bemühungen zur Steigerung körperlicher Aktivitäten geben.

Methoden Internationale und nationale Schätzungen wurden auf Basis einer Recherche von peer-reviewed und grauer Literatur in elektronischen Datenbanken (PubMed, Scopus) sowie Webseiten von relevanten Stakeholdern zusammengefasst. Eine Schätzung der Kosten von mangelnder körperlicher Aktivität auf Basis internationaler Modelle wurde für Österreich unternommen.

Ergebnisse Internationalen Studien zufolge belaufen sich die Disability Adjusted Life Years aufgrund mangelnder Bewegung in Österreich auf 20.300. Wie viel Lebensqualität durch mangelnde Bewegung eingebüßt wird und mögliche weitere soziale Auswirkungen sind jedoch schwierig zu quantifizieren. Die Auswirkungen mangelnder körperlicher Bewegung auf die Kosten im österreichischen Gesundheitswesen zB durch Arztbesuche, Krankenhausaufenthalte oder Diagnostik werden zwischen 181 Mio. Euro und 0,6 Mrd. Euro geschätzt. Die kostentreibenden Elemente sind dabei die Vielzahl von Erkrankungen, die durch Bewegungsmangel mitverursacht werden. An verlorener Produktivität im Zusammenhang mit vorzeitigen Todesfällen aufgrund mangelnder körperlicher Aktivität fallen geschätzt weitere 57. Mio Euro an, wobei Produktivitätsverluste aufgrund von Krankenständen, Präsentismus, Absentismus und informellen Pflegetätigkeiten in diesen Berechnungen nicht berücksichtigt sind, was zu einer Unterschätzung führt.

Schlussfolgerungen Die Kosten aufgrund mangelnder körperlicher Aktivität für das österreichische Gesundheitssystem sind enorm. Es entstehen aber auch teils erhebliche Kosten für die betroffenen Personen und deren Angehörige, die Arbeitgeber / inn/en, andere volkwirtschaftlichen Sektor und somit die Gesellschaft insgesamt.

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Article published online:
26 May 2020