Nuklearmedizin 2020; 59(02): 153-154
DOI: 10.1055/s-0040-1708444
Wissenschaftliche Poster
Molekulare Bildgebung I
© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Unterschiedliche Effekte von physiologischer Kochsalzlösung und DMSO auf die motorische Aktivität und auf die neostriatale D2-Rezeptorbindung bei der Ratte

S Nikolaus
Düsseldorf
,
J Wittsack
Düsseldorf
,
M Beu
Düsseldorf
,
C Antke
Düsseldorf
,
H Hautzel
Essen
,
A Müller-Lutz
Düsseldorf
,
Y Mori
Düsseldorf
,
G Antoch
Düsseldorf
,
HW Müller
Düsseldorf
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Publication History

Publication Date:
08 April 2020 (online)

 

Ziel/Aim Bei der in vivo Bildgebung kann der Zustand nach einer pharmakologischen Intervention mit der Baseline verglichen werden. Im Tierversuch ist dies häufig die Radioligandenbindung nach Injektion des Lösungsmittels. Im günstigsten Fall sollte das Vehikel den zu bestimmenden Parameter nicht beeinflussen. In dieser Studie verglichen wir die Wirkung von akut verabreichter physiologische Kochsalzlösung (0,9 % NaCl) und Dimethylsulfoxid (DMSO) auf das motorische Verhalten und die D2-Rezeptor(R)-Bindung im Striatum der Ratte.

Methodik/Methods Bei 36 Ratten wurde die D2R-Bindung nach 0.9 % NaCl (1ml/kg) oder DMSO (0,5ml/kg) gemessen. Bei 19 weiteren Tieren wurde die D2R-Bindung ohne Vorbehandlung (BAS) gemessen. Die motorische Aktivität (zurückgelegte Entfernung) wurde mit EthoVisionXT erfasst. Nach der Verhaltensmessung wurde 123-IBZM (28±5MBq) injiiziert. Die D2R-Messung erfolgte 45 Min später mit dem TierSPECT. Die Zielregion wurde auf SPECT-MRT-Überlagerungsbildern definiert und die striatozerebellären Quotienten als Schätzwerte für das Bindungspotential (BP) berechnet.

Ergebnisse/Results Nach NaCl war das striatale BP 2,89±0,54 (MW±SD) gegenüber DMSO (3,58±0,92) und BAS (3,78±0,78) erniedrigt (p=0,018 bzw.0,001). Nach DMSO war das BP nicht von BAS verschieden (p=0,501). Gleichzeitig war die zurückgelegte Entfernung nach NaCl gegenüber DMSO über die gesamte Zeit erniedrigt, aber nicht von BAS verschieden. Umgekehrt war die zurückgelegte Entfernung nach DMSO gegenüber BAS erniedrigt.

Schlussfolgerungen/Conclusions NaCl reduzierte die D2R-Bindung im Vergleich zur 123-IBZM-Injektion ohne Vorbehandlung. DMSO veränderte die D2R-Bindung nicht, beeinflusste jedoch die motorische Aktivität. Hieraus folgt, dass Vehikel unterschiedliche Wirkungen auf Radioligandenbindung und Verhalten ausüben können. Dies muss bei i.p. oder i.v. Behandlung mit Substanzen beachtet werden, die in NaCl gelöst sind (z.B. Methylphenidat oder L-DOPA). Zudem ist beim Verhalten von Substanzen Vorsicht geboten, die in unterschiedlichen Vehikeln gelöst sind.