Nuklearmedizin 2020; 59(02): 92
DOI: 10.1055/s-0040-1708130
Leuchttürme
Leuchtturm-Sitzung 3: Theranostics
© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

(R)-1-[1-(4-[123/131I]Iodphenyl)ethyl]-1H-imidazol-5-carbonsäure azetidinylamid (IMAZA): ein neuer theranostischer Ansatz für das adrenokortikale Karzinom

P Hartrampf
1   Universitätsklinikum Würzburg, Klinik und Poliklinik für Nuklearmedizin, Würzburg
,
S Hahner
2   Universitätsklinikum Würzburg, Medizinische Klinik I, Schwerpunkt Endokrinologie, Würzburg
,
M Nauerz
1   Universitätsklinikum Würzburg, Klinik und Poliklinik für Nuklearmedizin, Würzburg
,
H Hänscheid
1   Universitätsklinikum Würzburg, Klinik und Poliklinik für Nuklearmedizin, Würzburg
,
M Lassmann
1   Universitätsklinikum Würzburg, Klinik und Poliklinik für Nuklearmedizin, Würzburg
,
M Kroiß
2   Universitätsklinikum Würzburg, Medizinische Klinik I, Schwerpunkt Endokrinologie, Würzburg
,
M Fassnacht
2   Universitätsklinikum Würzburg, Medizinische Klinik I, Schwerpunkt Endokrinologie, Würzburg
,
S Samnick
1   Universitätsklinikum Würzburg, Klinik und Poliklinik für Nuklearmedizin, Würzburg
,
AK Buck
1   Universitätsklinikum Würzburg, Klinik und Poliklinik für Nuklearmedizin, Würzburg
,
A Schirbel
1   Universitätsklinikum Würzburg, Klinik und Poliklinik für Nuklearmedizin, Würzburg
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Publication History

Publication Date:
08 April 2020 (online)

 

Ziel/Aim Das adrenokortikale Karzinom (ACC) stellt mit einer Inzidenz von ca. 1:1.700.000 eine seltene Erkrankung dar, die mit einer schlechten Prognose assoziiert ist. [123I]Iodmetomidat, das spezifisch an die beiden Nebennierenrinden-Enzyme 11ß-Hydroxylase und Aldosteronsynthase bindet, wurde bereits zur Differentialdiagnostik von Nebennierentumoren eingesetzt. Mit [123I]IMAZA steht ein verbessertes Analogon zur Verfügung. Im Rahmen von §13.2b AMG wurde [131I]IMAZA erstmals zur Therapie des fortgeschrittenen ACC eingesetzt.

Methodik/Methods Ab 2014 wurden insgesamt 69 Patienten mit fortgeschrittenem ACC (49 Frauen, 20 Männer, durchschnittliches Alter 52,2 Jahre, 19-77) mit [123I]IMAZA untersucht (176,1 ± 16,9 MBq). 4 und 24h p.i. wurden planare Ganzkörperszintigramme erstellt, 24h p.i. erfolgte eine SPECT/CT des Abdomens. 13 Patienten (durchschnittliches Alter 60,3 Jahre, 31-73) erhielten nach individueller Dosimetrie eine Radionuklidtherapie mit [131I]IMAZA (Aktivität 25,8 ± 3,3 GBq). Bei 5 Patienten konnte ein zweiter Therapiezyklus durchgeführt werden (27,3 ± 2,8 GBq).

Ergebnisse/Results 41,4 % (29/70) der Scans erwiesen sich als IMAZA-positiv, bei 51,1 % (36/70) war keine relevante Tracerretention in den ACC-Läsionen nachweisbar. Bei 7,1 % (5/70) zeigte sich eine heterogene Speicherung. Bei 13 Patienten, die eine [131I]IMAZA-Therapie erhielten, wurde ein durchschnittliches Überleben von 391 Tagen beobachtet (3 Patienten lost to follow-up, 4 Patienten im Verlauf verstorben, 5 Patienten zum Zeitpunkt der Datenerhebung am Leben). Die Verträglichkeit von [131I]IMAZA war exzellent, es zeigten sich nur geringe akute Nebenwirkungen (u.a. Übelkeit, Müdigkeit, Abgeschlagenheit).

Schlussfolgerungen/Conclusions Mit den beiden Radiopharmaka [123I]IMAZA und [131I]IMAZA steht ein neuer theranostischer Ansatz für das ACC zur Verfügung. Zumindest bei einem Teil der Patienten mit fortgeschrittener Erkrankung kann ein guter Therapieerfolg ohne signifikante Nebenwirkungen erzielt werden.