Rofo 2020; 192(S 01): S126
DOI: 10.1055/s-0040-1703488
Case-Report
Muskuloskelettale Radiologie
© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Partielle Neuritis eines gedoppelten Nervus medianus

J Knarr
1   Universitätsklinikum Würzburg, Institut für Diagnostische und Interventionelle Radiologie , Würzburg
,
R Schmitt
2   Rhön-Klinikum Campus Bad Neustadt, Klinik für Radiologie
,
M Mühldorfer-Fodor
3   Rhön-Klinikum Campus Bad Neustadt, Klinik für Handchirurgie
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Publication History

Publication Date:
21 April 2020 (online)

 

Einleitung Normvarianten des N. medianus werden in der Literatur u.a. mit 12% Prozent angegeben (vgl. Lanz, 1977). Auf der Grundlage einer solchen Variante entwickelte eine Patientin eine Neuritis eines gedoppelten N. medianus mit begleitender A. mediana. Die Diagnose konnte aufgrund einer kontrastmittelgestützten MRT gestellt werden.

Anamese Eine 37-jährige Patientin stellt sich mit seit knapp 2 Wochen bestehender Allodynie und Sensibilitätsstörungen der Daumenbeere rechts sowie fehlender Opponierbarkeit des Daumens in einer Klinik für Handchirurgie vor. Das Hoffmann-Tinel-Zeichen ist positiv. Eine elektrophysiologische Untersuchung des N. medianus war regelrecht. Die zunächst gestellte Arbeitsdiagnose eines Karpaltunnelsyndroms bestätigte sich nicht. Weiter erfolgte eine MRT-Untersuchung mit i.v.-Kontrastmittel. Der N. medianus ist auf Höhe des distalen Unterarms gedoppelt mit begleitender A. mediana und zeigt passende Befunde einer Neuritis im radialen Nervenanteil mit Ödem, Enhancement sowie einer Volumenzunahme. Unter konservativer Therapie kommt es zur Besserung der Symptomatik.

Diskussion In diesem Fall war die Bildgebung diagnoseführend. Die kontrastmittelgestützte MRT ist ein geeignetes Verfahren, welches die anatomischen Verhältnisse innerhalb des Karpaltunnels hochauflösend abbilden kann (vgl. Mesgarzadeh, 1995). Die Besonderheit dieses Falles liegt in der anatomischen Normvariante in Form einer hohen Teilung des N. medianus mit begleitender A. mediana, welche in etwa 2 % der Bevölkerung vorliegt (vgl. Lanz, 1977). Durch die frühe Teilung konnte sich eine isolierte Neuritis im radialen Teil des gedoppelten Nervs entwickeln. Eine Operation war nicht indiziert (vgl. Assmus, 2003).

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  • Quellen

  • Assmus H. (2003). Nervenkompressionssyndrome. Springer; Berlin, Heidelberg: 57. Lanz U. ( 1977. ). Anatomical variations of the median nerve in the carpal tunnel. J Hand Surg 2. : 44-53
  • Mesgarzadeh M, Triolo J, Schneck CD. (1995). Carpal tunnel syndrome. MR imaging diagnosis. Magn Reson Imag Clin North Am 3: 249-264