Seltene anatomische Variante: Agenesie des rechten Leberlappens

Einleitung Agenesie des rechten Leberlappens entspricht einer äußerst seltenen, kongenitalen fibrotischen Atrophie des rechten Leberlappens. Der rechte Leberlappen lateral der mittleren Lebervene ist nicht abgrenzbar.

Anamese Bei einer 45-jährige Patientin ohne chirurgische Vorgeschichte wurde ambulant eine zystische Raumforderung sonographisch beschrieben. Die zur weiteren Abklärung erfolgte MRT zeigte die Abwesenheit des rechten Leberlappens und hypertrophierte linke Lebersegmente. Die Leber zeigte bis auf eine homogene Signalabsenkung in den T2-gewichteten Sequenzen ein unauffälliges Parenchym. Die zystische Raumforderung entsprach der lateralisierten Gallenblase. Die Milz war etwas vergrößert.

Diskussion Agenesien können rechts- wie linkshepatisch auftreten und sind abzugrenzen von häufigeren, erworbenen Atrophien zum Beispiel im Rahmen von einer chronische Obstruktion der Portalvene oder der Gallenwege. [[1]] Die Agenesie ist ursächlich noch nicht geklärt, sie scheint jedoch auf eine Entwicklungsstörung im Rahmen der Differenzierung des Leberdivertikulums zurückzuführen sein. Unter anderem in der Fallserie von Radin et al. [[2]] wird auf auftretende Begleiterkrankungen wie portale Hypertension, ösophageale Varizen, Leberfunktionsstörungen, Cholelithiasis hingewiesen. [[3]] In unserem Fall gab es keinen Anhalt für eine portale Hypertension, wahrscheinlich, weil keine Rarifizierung der zentralen portalvenösen Gefäße vorlag und das restliche Lebergewebe kompensatorisch hypertrophiert war. Laborchemisch und bioptisch zeigten sich ebenfalls keine Auffälligkeiten. Die Leberteilagenesie stellt an und für sich keine pathologische Entität dar, weil der linke Leberlappen die Funktion des rechten über eine kompensatorische Hypertrophie übernehmen kann. Prinzipiell ist die Kenntnis der Oberbauchanatomie vor jedem chirurgischen Eingriff so auch in diesem Fall wichtig.

Fig. 1

• Quellen

• 1 S. J. Lee. et al. Korean J. Intern. Med., Jul. 1993
• 2 Radin D. R. et al. Radiology, , Sep. 1987 .
• 3 Nacif L. S. et al. 2012 .