Rofo 2020; 192(S 01): S105
DOI: 10.1055/s-0040-1703436
Poster (Wissenschaft)
Kopf/Hals-Diagnostik
© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Spektrum orbitaler Verletzungen in einer Polytraumakohorte

M Kromrey
1   Universitätsmedizin Greifswald, Institut für Diagnostische Radiologie und Neuroradiologie, Greifswald
,
H Stefanie
1   Universitätsmedizin Greifswald, Institut für Diagnostische Radiologie und Neuroradiologie, Greifswald
,
S Mutze
2   Unfallkrankenhaus Berlin, Institut für Radiologie und Neuroradiologie, Berlin
,
T Kahl
2   Unfallkrankenhaus Berlin, Institut für Radiologie und Neuroradiologie, Berlin
,
N Hosten
1   Universitätsmedizin Greifswald, Institut für Diagnostische Radiologie und Neuroradiologie, Greifswald
,
M Kirsch
1   Universitätsmedizin Greifswald, Institut für Diagnostische Radiologie und Neuroradiologie, Greifswald
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Publication History

Publication Date:
21 April 2020 (online)

 

Zielsetzung Im Rahmen der Untersuchung polytraumatisierter Patienten werden okuloorbitale Verletzung häufig als nebensächlich betrachtet. Einige dieser Verletzungen verlangen jedoch eine rasche Therapie, um bleibende Schäden zu verhindern. Diese Studie erfasst Prävalenz und Spektrum orbitaler Verletzungen in einer großen Kohorte traumatisierter Patienten anhand typischer CT-Befunde.

Material und Methoden Für die Studie wurden aus einer Kohorte von 6000 Polytraumen 1061 Patienten eingeschlossen (806 Männer, mittleres Alter 44,5±7 Jahre), welche zusätzlich zu einem Ganzkörper-CT-Scan eine Dünnschichtuntersuchung des Mittelgesichts erhielten. Knochen- und Weichteilverletzungen der Orbita wurden hinsichtlich Häufigkeit ihres Auftretens und Schweregrad durch zwei Radiologen evaluiert.

Ergebnisse 23,6% der Patienten (250/1061) wiesen eine orbitale Verletzung auf. Knöcherne Traumata waren am häufigsten (59,6%; n=149/250), wobei in den meisten Fällen eine einzelne Orbitawand, insbesondere der Orbitaboden, betroffen war. Weichteilverletzungen traten in nur 1,2% (n=3/250) und kombinierte Verletzungen in 39,2% (n=98/250) auf. Die extraokuläre Muskulatur war in 53,5% betroffen, Globus und Linse in 39,6%, N. opticus in 23,8% und Gefäße in 15,8%. Besonders häufig traten Dislokationen extraokulärer Muskeln (44,6%) und Deformierungen des Glaskörpers (23,8%) auf. In der klinischen Untersuchung zeigten sich eine Erhöhung des intraokularen Drucks bei 4,8% der Patienten, eine eingeschränkte Augenbeweglichkeit bei 10% und ein Visusverlust bei 4,8%. Eine chirurgische Therapie erfolgte in 26% der Fälle.

Schlußfolgerungen Polytraumatisierte Patienten weisen häufig Verletzungen der Orbita in einem weiten Befundspektrum auf. Obwohl die CT die Methode der Wahl für die Darstellung knöcherner und weichgewebiger Verletzungen darstellt, kommt es häufig zu einer diagnostischen Verzögerung. Um permanente visuelle Beeinträchtigungen zu verhindern, sollten Radiologen hinsichtlich der Vielfalt orbitaler Verletzung sensibilisiert sein.