Rofo 2020; 192(S 01): S96-S97
DOI: 10.1055/s-0040-1703396
Vortrag (Wissenschaft)
Notfalldiagnostik/Intensivmedizin
© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Notfalldiagnostik/Intensivmedizin

Ergänzende MRT-Diagnostik zum Ausschluss ligamentärer Verletzungen bei Dens-Deviation in der CT-Traumaspirale – ein diagnostischer Zugewinn?
C Endler
1   Universitätsklinikum Bonn, Radiologische Klinik, Bonn
,
D Ginzburg
1   Universitätsklinikum Bonn, Radiologische Klinik, Bonn
,
A Faron
1   Universitätsklinikum Bonn, Radiologische Klinik, Bonn
,
P Kupczyk
1   Universitätsklinikum Bonn, Radiologische Klinik, Bonn
,
A Isaak
1   Universitätsklinikum Bonn, Radiologische Klinik, Bonn
,
D Dabir
1   Universitätsklinikum Bonn, Radiologische Klinik, Bonn
,
D Kuetting
1   Universitätsklinikum Bonn, Radiologische Klinik, Bonn
,
D Thomas
1   Universitätsklinikum Bonn, Radiologische Klinik, Bonn
,
U Attenberger
1   Universitätsklinikum Bonn, Radiologische Klinik, Bonn
,
J Luetkens
1   Universitätsklinikum Bonn, Radiologische Klinik, Bonn
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Publication History

Publication Date:
21 April 2020 (online)

 

Zielsetzung Bei verunfallten Patienten erfolgt als Teil des Schockraum-Protokolls häufig eine CT-Bildgebung der Halswirbelsäule (HWS). Bei hierbei diagnostizierten Dens axis-Deviationen wird oft eine ergänzende HWS-MRT zum Ausschluss ligamentärer Verletzungen durchgeführt. Ziel der Studie war die Evaluation des diagnostischen Mehrwerts einer HWS-MRT bei verunfallten Patienten mit Dens axis-Deviation ohne sonstige HWS-Verletzungen.

Material und Methoden In diese retrospektive Studie wurden alle Patienten eingeschlossen, bei denen im Zeitraum von 03/2017 bis 08/2019 im Rahmen der Schockraum-Diagnostik eine CT-Bildgebung der HWS erfolgte. Hierbei wurden die Patienten mit Dens axis-Deviation identifiziert, die bei fehlendem Nachweis sonstiger HWS-Verletzungen eine weiterführende MRT-Diagnostik erhalten haben. Diese MRT-Aufnahmen wurden erneut von erfahrenen, geblindeten Untersuchern auf das Vorhandensein ligamentärer Verletzungen überprüft.

Ergebnisse Von 1553 Patienten wiesen 146 (9,4%) eine Dens-Deviation in der CT-Diagnostik auf. Hiervon erhielten 59 Patienten in Ergänzung eine MRT, 45 lediglich aufgrund einer Dens-Deviation. In 5/45 (11,1%) Patienten wurde in der MRT eine ligamentäre Verletzung diagnostiziert mit Konsequenz für das Therapieregime. Nach erneuter Befundung durch die geblindeten Untersucher konnte retrospektiv lediglich in 1/45 (2,2%) Patienten sicher eine ligamentäre Verletzung diagnostiziert werden, bei klinisch symptomatischem Patienten. Bei 4/45 (8,9%) Patienten erfolgte, jeweils auch bei fehlender Symptomatik, folglich eine Übertherapie. In keinem Fall hatte die MRT-Diagnostik eine operative Konsequenz.

Schlußfolgerungen Bei verunfallten Patienten mit in der CT diagnostizierter Dens-Deviation ist eine ergänzende MRT zum Ausschluss ligamentärer Verletzungen nur bei klinisch auffälligen Patienten sinnvoll. Der diagnostische Mehrwert der MRT ist bei klinisch unauffälligen Patienten ohne sonstige HWS-Verletzungen insgesamt gering und kann ggf. sogar zu einer Übertherapie führen.