Rofo 2020; 192(S 01): S65
DOI: 10.1055/s-0040-1703302
Vortrag (Wissenschaft)
Neuroradiologie
© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Klinische und radiologische Unterschiede von Patienten mit verschiedenen hämorrhagisierenden Mikroangiopathien

U Jensen-Kondering
1   UKSH, Campus Kiel, Klinik für Radiologie und Neuroradiologie, Kiel
,
C Weiler
2   Klinik für Neurologie, UKSH, Campus Kiel, Kiel
,
P Langguth
1   UKSH, Campus Kiel, Klinik für Radiologie und Neuroradiologie, Kiel
,
G Kuhlenbäumer
2   Klinik für Neurologie, UKSH, Campus Kiel, Kiel
,
O Jansen
1   UKSH, Campus Kiel, Klinik für Radiologie und Neuroradiologie, Kiel
,
N Margraf
2   Klinik für Neurologie, UKSH, Campus Kiel, Kiel
› Author Affiliations
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Publication History

Publication Date:
21 April 2020 (online)

 

Zielsetzung Die cerebrale Amyloidangiopathie (CAA) ist gekennzeichnet durch kortexnahe Mikroblutungen, kortikale Siderosen und lobäre intracranielle Blutungen (ICB). Die Diagnose erfolgt anhand der modifizierten Boston Kriterien (Linn et al. 2010). Differentialdiagnostisch muss eine hypertensive Encephalopathie (HTE) abgegrenzt werden, bei der es zu Mikroblutungen in tief gelegenen Hirnabschnitten kommt. Weiterhin gibt es eine Mischform (mixed location hemorrhage, MLH), bei der Merkmale beider Erkrankungen zu finden sind (Pasi et al., 2018). In dieser Arbeit sollen klinische und radiologische Merkmale dieser beiden Erkrankungen (CAA und MLH) vor dem Auftreten einer ICB verglichen werden.

Material und Methoden Retrospektive Identifizierung von Patienten mit CAA (mindestens „wahrscheinlich“ nach den modifizierten Boston Kriterien) und Patienten mit MLH ohne vorausgegangene ICB. Erfassung multipler klinischer und radiologischer Parameter. Berechnung der absoluten und relativen Häufigkeiten dieser Parameter und Gruppenvergleiche. Das Signifikanzniveau wurde auf p<0.05 festgelegt.

Ergebnisse Es konnten insgesamt 97 Patienten (CAA=52, MLH=45) eingeschlossen werden. Hinsichtlich folgender Parameter ergab sich ein signifikanter Unterschied: Lakunen (50% vs 73%, n=26/33, p=0.018), superfizielle kortikale Siderose (20% vs 4%, n=10/2, p=0.027). Alle anderen Vergleiche waren nicht signifikant (p>0.05). Hinsichtlich folgender Parameter ergab sich ein allerdings ein Trend (p<0.10): Arterielle Hypertension (67% vs 89%, n=39/40, p=0.071), >10 Mikroblutungen (52% vs 33%, n=27/15, p=0.065) und Alter (78 ± 8 vs 74 ± 9 Jahre, p=0.036).

Schlußfolgerungen Schon bevor Patienten mit CAA oder MLH eine ICB erleiden, unterscheiden sich diese beiden Patientengruppen. Unklar bleibt, ob es sich bei der MLH um eine ausgeprägte Form der HTE handelt, oder ob ein Mischbild aus CAA und HTE vorliegt. Dies muss in der Risikoabschätzung bei einer notwendigen Antikoagulation berücksichtigt werden.