Rofo 2020; 192(S 01): S50
DOI: 10.1055/s-0040-1703257
Vortrag (Wissenschaft)
Mammadiagnostik
© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Risikokonstellation höhere Parenchymdichte und höheres Alter: Welche Tumordifferenzierung trägt zur hohen Inzidenz des Mammakarzinoms bei?

S Weigel
1   Universitätsklinikum Münster, Institut für Klinische Radiologie und Referenzzentrum Mammografie, Münster
,
W Heindel
1   Universitätsklinikum Münster, Institut für Klinische Radiologie und Referenzzentrum Mammografie, Münster
,
A Brunßen
1   Universitätsklinikum Münster, Institut für Klinische Radiologie und Referenzzentrum Mammografie, Münster
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Publikationsverlauf

Publikationsdatum:
21. April 2020 (online)

 

Zielsetzung Die mit der individuellen Brustdichte assoziierte Brustkrebsinzidenz wird durch das Alter der Frau modifiziert. Die vorliegende Studie analysiert in der sogenannten dichten Brust Inzidenzunterschiede des Mammakarzinoms hinsichtlich des Gradings unter Betrachtung des Einflusses des Lebensalters unter Teilnehmerinnen am deutschen Mammografie-Screening-Programm.

Material und Methoden Eingeschlossen wurden Ergebnisse aus 41.724 Screening-Untersuchungen (2011-2013) einschließlich der Erhebung von Intervallkarzinomen durch das Landeskrebsregister in den nachfolgenden 24 Monaten. Verwendet wurden prospektiv visuell erhobene Dichtekategorien (ACR) der unabhängigen Doppelbefundung, im Falle einer Diskrepanz wurde die höhere Kategorie verwand; ACR 3 und ACR 4 wurden als „dicht“ bezeichnet. Die Altersdifferenzierung umfasste 10-Jahresgruppen. Unterschiede wurden mit dem Fisher exact test geprüft (Signifikanzniveau 0,05).

Ergebnisse Bei dichter Brust lag die Detektionsrate des duktalen Carcinoms in situ (DCIS) und des invasiven Mammakarzinoms in der Altersgruppe 60-69 Jahre signifikant höher als bei Frauen zwischen 50-59 Jahren (1,25% vs. 0,84%, p=0,0027). Diese ältere Gruppe wies im Vergleich zur jüngeren Gruppe signifikant höhere Screening-Detektionsraten invasiver G2-Karzinome (0,50% vs. 0,29%, p=0,016) bzw. invasiver G3-Karzinome (0,16% vs. 0,04%, p=0,0039) auf. Die Detektionsrate im Intervall lag bei dichter Brust unter 60-69 Jährigen höher als unter 50-59 Jährigen (0,29% vs. 0,15%, p=0,0289) bei einem signifikanten Unterschied für invasive G3-Karzinome (0,10% vs. 0,03%, p=0,0389). Die Detektionsraten des DCIS und invasiven Mammakarzinoms G1 unterschieden sich zwischen beiden Altersgruppen im Screening und im Intervall nicht signifikant.

Schlußfolgerungen In der mammographisch dichten Brust basiert die höhere Inzidenz des Mammakarzinoms unter Screening-Teilnehmerinnen ab 60 Jahren auf einer höheren Detektionsrate insbesondere biologisch relevanter invasiver Karzinome mit mäßiger bis schlechter Differenzierung.