Rofo 2020; 192(S 01): S46
DOI: 10.1055/s-0040-1703244
Vortrag (Wissenschaft)
Kontrastmittel
© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Eintrag jodhaltiger Röntgenkontrastmitteln in die Umwelt Analyse der Akzeptanz von Maßnahmen in einer Universitätsradiologie zur Minderung des Eintrags jodhaltiger Röntgenkontrastmitteln in die Umwelt

M Beer
1   Universitätsklinikum Ulm, Klinik für Diagnostische und Interventionelle Radiologie, Ulm
,
E Kraus
1   Universitätsklinikum Ulm, Klinik für Diagnostische und Interventionelle Radiologie, Ulm
,
J Schuler
2   Fraunhofer Gesellschaft, Institut für System- und Innovationsforschung ISI, Karlsruhe
,
S Zhou
3   Universitätsklinikum Ulm, Zentrale Einrichtung Klinische Chemie, Ulm
,
J Niederste Hollenberg
2   Fraunhofer Gesellschaft, Institut für System- und Innovationsforschung ISI, Karlsruhe
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Publication History

Publication Date:
21 April 2020 (online)

 

Zielsetzung Röntgenkontrastmittel (RKM) werden zunehmend in Oberflächen- und Grundwasser nachgewiesen und tragen zu deren chemischer Belastung bei. Im vorgestellten MindER II Projekt wurden unterstützt vom Umweltministerium BaWü Maßnahmen zur Verringerung des Eintrags von RKM nach CT-Untersuchungen erprobt und evaluiert.

Material und Methoden Die Logistik umfasste Patienteninformationen, Akzeptanzuntersuchungen und Maßnahmeneffizienzmessungen (Interviews, Fragebögen, verdeckte Beobachtungen). Die Maßnahmen umfassten den Einbau separater Toiletten und die Ausgabe von Urinbeuteln. Einer Baseline-Phase folgte eine Interventionsphase mit verbesserter Information, Beschilderung der Toiletten sowie zusätzlichem Trinkwasserangebot. Die Patienten wurden gebeten in der 30-minütigen Wartephase nach der CT-Untersuchung die Toiletten und im Anschluss die ausgegebenen Urinbeutel zu nutzen. Der Jodgehalt im Urin (erste 30 Minuten nach Applikation der RKM) wurde in Urinproben (primär 23 Proben; davon 7 Proben mit 1:1000 Verdünnung auswertbar) untersucht (ICPMS Methode).

Ergebnisse Die Maßnahmen wurden von Personal und Patienten im Rahmen der Interviews (n=20) als sinnvoll bewertet. Für das Personal entstand nur geringer Mehraufwand, die Patienten zeigten überwiegend Bereitschaft auch die Urinbeutel (n=619) zu nutzen. Toilettengänge konnten durch die Interventionen von 33% auf 53% gesteigert werden. In den Urinanalysen konnten maximal fünf Prozent der ursprünglich verabreichten Jodmenge im gesammelten Urin nachgewiesen werden, verursacht vermutlich durch die kurze Wartezeit. Laut Fragebogenrückmeldungen (n=64) nutzten rund 90% der Befragten im Anschluss die Urinbeutel.

Schlußfolgerungen Maßnahmen zur Minderung des Eintrags jodhaltiger RKM in die Umwelt werden grundsätzlich akzeptiert. Insbesondere eine längere Sammelzeit und eine größere Dichte der separat erfassenden Toiletten erscheinen notwendig, um die Rückhaltequote vor Ort zu erhöhen.